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Auf Landpartie

Zum JACKPOT - 24h I Kultur- und Kreativwirtschaft I Bundesweit waren wir im Berliner Umland auf Landpartie. Dort haben wir ganz unterschiedliche Kreativunternehmen kennengelernt und gesehen, dass Kreativität auch jenseits der bekannten Metropolen zu finden ist.

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Es gibt sie nicht nur in den dafür bekannten Metropolen: die Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft. Viele arbeiten in Dörfern, Kleinstädten und ländlichen Regionen und liefern von dort Innovationen und Impulse für Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft – für Deutschland und die ganze Welt. Der Oldtimerbus des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes macht sich am Freitag, 23. September 2016 am späten Vormittag auf den Weg, um diese Leute kennenzulernen. Mit rund 30 Gästen an Bord geht es auf eine Reise durch die Kreativszene des Berliner Umlands.

Doch zunächst heißt es für alle erstmal den Weg nach Marzahn zu finden, wo die Landpartie beginnt. Mit der S7 bis kurz vor Ahrensfelde und dann durch massive Häuserschluchten hindurch bis zur Wolfener Straße 32 – 34, Haus K, 4. OG. Langsam finden sich die Gäste ein und jeder ist gespannt, was ihn wohl den Tag über erwartet: „Es ist schwierig, anderen verständlich zu machen, was Kultur- und Kreativwirtschaft eigentlich ist“, sagt eine Teilnehmerin der Bustour, die am Vorabend einer Bekannten von der bevorstehenden Landpartie erzählt hat. „Wenn man konkrete Projekte aber selbst erlebt, ist man total begeistert.“

Kreative bereichern Bildung

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Wir sind bei Shoutr Labs, unserer ersten Station. Das Start-Up konzipiert digitale, interaktive Museumsguides. Diese können via App aufs eigene Smartphone geladen werden. Mit Hilfe sogenannter ‚ShoutrBoxx’es werden Exponate visualisiert und reichhaltig Hintergrund- und Zusatzinformationen angeboten in Ton, Bild und Film und das alles über ein selbst erzeugtes WLAN, d.h. das eigene Datenvolumen bleibt unberührt.

Ronald Liebermann von Shoutr Labs hat mehrere Stationen aufgebaut, um zu zeigen was sich hinter dem Unternehmensnamen verbirgt. Das System lässt sich unkompliziert an jedem Ort installieren, die ShoutrBoxx’es sind im Grunde bei jeder Veranstaltung in- und outdoor einsetzbar. So wie jetzt auch: Die Besucher zücken ihre Smartphones und los geht’s. Der 360 Grad Rundgang, der einen von Marzahn zum Wannsee versetzt beeindruckt und der T-Rex des Naturkundemuseums, der einem aus dem Mobilphone zähnefletschend den Kopf entgegendreht gehört zu den beliebtesten Selfie-Portraits des Tages.

Unterwegs wird das #Busquiz gespielt. Kreativität wird mit Extrapunkten belohnt, unkonventionelle Methoden sind ausdrücklich erwünscht, ebenso wie die Nutzung von Social Media Kanälen. Simples Googlen dagegen wird bestraft. Die Teams sind bunt zusammengewürfelt, die Sonne scheint und die Baumalleen Brandenburgs machen Lust auf Landpartie. Nächste Station Strausberg.

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„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“

Felix Seliger-Büssow , idealarts

Kreative schaffen soziale Projekte

Im Büro der InAktion OfficeCommunity erwartet uns ein Film über die vier Kreativen, die sich den Workingspace teilen: Felix Seliger-Büssow (KODESIGN und idealarts), Sven Kaiser (idealarts), Stefan Schwarz (Schwarz-Design) und Ivo Sagrauske (knxgrafix). Agenturmenschen, die schöne Bilder für ihre Kunden visualisieren im Web, Film, Broschüren und auf Wänden. „Irgendwann haben wir festgestellt, dass wir nur noch für die Arbeit kreativ sind“, erzählt Felix. „Wir haben jemand gebraucht, der uns sagt, dass wir auch wieder Kunst für uns machen sollen.“

Über einen Workshop für Flüchtlinge lernten die vier die Sozialarbeiterin Doris Greve kennen. Über sie erhielten sie die Möglichkeit, in Ghana ein Kunstprojekt durchzuführen: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, lautete die Projektidee. Die Zeit in Afrika hat die vier so inspiriert, dass ihnen klar geworden ist, dass sie mehr machen müssen, als mit ihrer Kreativität Geld zu verdienen. Es geht darum, mit Kunst Projekte zu realisieren, die sichtbar machen und die dadurch etwas bewegen. Eine weitere Reise nach Afrika und ein zweites Projekt sind in Planung.

Zurück im Bus genießt man die spätsommerliche Luft in Brandenburg. Das Dach in unserem Oldtimer-Doppeldeckerbus, dessen Patina von vielen vergangenen Abenteuern erzählt, ist offen. Der Bus gehört Endboss Projects. Im letzten Jahr diente er noch als Transportmittel für Betonmischer und Werkzeug, um guerillamäßig Skaterrampen in ganz Europa zu bauen. Dieses Jahr nutzt ihn das Kompetenzzentrum als mobilen Showroom für Kultur- und Kreativwirtschaft. Unsere nächste Station ist Oranienburg.

Kreative sind in der Mitte der Gesellschaft
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Wir besuchen eine alte Fabrik, die Christoph Miethke, Dipl.-Ingenieur und Medizintechniker, kaufte und gemeinsam mit Sabine Opdensteinen zu einer Kulturstätte, dem Oranienwerk, umgestaltete. „Wir zeigen, dass Kunst und Kultur eine bessere Lebensqualität bedeuten“, erklärt Marco Bartsch, der das Oranienwerk leitet. Und während man durch die Ateliers, Hallen und Innenhöfe des Gebäudekomplexes läuft, weiß man genau, was er damit meint. Es ist ein schöner Ort, der viele interessante Einsichten verspricht und sehr unterschiedliche Perspektiven eröffnet.

Hier trifft Business auf Hobby und Professionalität auf Lust am Ausprobieren. Die Koexistenz funktioniert gut und die beiden Extreme bereichern sich gegenseitig, durch Kontakte, Projekte und Know-how. Das Oranienwerk gehört zu Oranienburg und man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass es für die Stadt eine Bereicherung darstellt.

Viel zu schnell befindet sich der Bus schon wieder auf dem Berliner Stadtring. Die Reisegäste sind glücklich, das sieht man ihnen an. Viel mehr noch als am Anfang drehen sich die Gespräche um die eigenen Projekte und Unternehmungen. Man tauscht Kontakte und Ideen aus.

An der vorletzten Station der Landpartie bei IKEA Tempelhof stößt die Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries zu uns. Unsere Reiseleiterin Leonie Pichler, Gründerin der Bluespot Productions, gibt eine kurze Einführung, was uns hier erwartet. Ein unsichtbares Theaterstück, eingespielt via MP3-Player, in den Kulissen des internationalen Großkonzerns IKEA. „IKEA findet man überall auf der ganzen Welt“, erklärt Leonie ihre Ortswahl. „Als ich in New York war, hat mir IKEA auch ein Stück Heimat vermittelt.“ Außerdem ist es der ideale Ort, um das Stück international aufzuführen, denn IKEA sieht auf der ganzen Welt gleich aus.

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In der Kultur- und Kreativwirtschaft steckt großes innovatives Potenzial. Das haben wir heute wieder deutschlandweit erleben können.

Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Es geht um Beziehungen, genau genommen um „Relationshit“. 30 Personen mit Kopfhörer im Ohr wandeln für 40 Minuten durch die Möbelabteilungen und lassen sich von der Stimme in ihrem Kopf führen. „Eine tolle Idee“, postet Brigitte Zypries anschließend und kommt noch mit in den Bus, um mit der Gruppe gemeinsam zum letzten Punkt der Station, dem FluxBau zu fahren.

Wir genießen den Sonnenuntergang auf den letzten Metern und freuen uns darüber, am Ufer der Spree den Tag ausklingen zu lassen. Ein großes Danke an alle Beteiligten, die an diesem unglaublich schönen Tag dabei waren: als Kreative, Interessierte, Impulsgeber, Kontaktknüpfer und Spaßhaber. Wir hoffen, dass in ganz Deutschland andere JACKPOT-Besucher ähnlich schöne Erlebnisse, interessante Begegnungen und inspirierende Eindrücke gesammelt haben.

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Credits

Text: Katja Armbruckner, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Alexander Schuktuew

Anstehende Veranstaltungen

  1. Schulterblick des Creative Labs #7 Kreislaufwirtschaft mit der Kreislaufwirtschaftsexpertin Eveline Lemke

    5. April, 16:00 - 21:00

Credits

Text: Katja Armbruckner, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Alexander Schuktuew

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.