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Seid mutig und laut

Kultur- und Kreativwirtschaft kennt viele Gesichter, längst wirkt sie auch in anderen Branchen innovationsfördernd. Bei der ersten „Start-up Night der Kreativen“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wurden handfeste Beispiele und Beweise dafür geliefert.

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„Dass wir hier mit Politikern, Unternehmern anderer Wirtschaftsbranchen und den Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammen diskutieren, wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“, erklärte Sylvia Hustedt, Geschäftsführerin des u-instituts, auf dem Panel zum Thema „Kreativwirtschaft als Change Maker in der Deutschen Wirtschaft“ bei der Start-up Night der Kreativen am 27. Februar 2018. Zu den Teilnehmenden gehörten neben ihr die Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Nikolas Löbel (CDU), ebenso Anne von Fallois, Leiterin der Hauptstadtrepräsentanz der Unternehmensberatung Kienbaum, Jonas Lindemann, Geschäftsführer des Maker Space Hafven und Bernd Lietke, Geschäftsführer der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin.

Zuvor hatte Christoph Backes, Geschäftspartner von Sylvia Hustedt beim u-institut und Organisator der Veranstaltung, in seinen einleitenden Worten drei Thesen formuliert, die aus seiner Sicht die Arbeit mit der Kultur- und Kreativwirtschaft perspektivisch prägen sollten. So sprach er sich nachdrücklich für einen High-Creativity Fonds aus: Einen Fonds, der die wissenschaftliche Grundlage für kreativwirtschaftliche Innovation in anderen Sektoren schafft und damit eine Stärkung und breitere Akzeptanz nichttechnischer Innovationen ermöglicht. Schließlich appellierte er an den Mut zur Umsetzung weiterer sogenannter „risky projects“, die auf einer ergebnisoffen gestalteten Arbeitsweise basieren, wie sie das Projekt PHASE XI ermöglicht hatte. Dort hatten acht interdisziplinäre Teams konkrete Ideen und kreative Perspektiven für Themen wie Mobilität, Verwaltung und das Internet der Dinge entwickelt und drei weitere Kreative mehrwöchige Company Residencies in anderen Wirtschaftsbranchen absolviert – u. a. auch bei Kienbaum und der KPM. Abschließend forderte Backes noch mehr Sichtbarkeit für die Branche, die an diesem Abend einhellig zu einem wichtigen Zukunftsmotor der deutschen Wirtschaft erklärt wurde.

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Wenn eine Idee verrückt klingt, dann muss man daran festhalten. Am Ende gelingt es und alle haben dazu gelernt.

Johannes Kahrs, MdB

Die Stimmung war sehr gut auf der ersten Start-up Night der Kreativen im Bundeswirtschaftsministerium. Die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft hatte ihre Auftaktveranstaltung zum Anlass genommen, um mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes zu einer gemeinsamen Veranstaltung für Politik und Wirtschaft zu laden. Gekommen waren über 300 Unternehmerinnen und Unternehmer verschiedener Branchen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden und Institutionen aus zehn Bundesländern.

Brigitte Zypries eröffnete die Veranstaltung mit einem Versprechen: „Auch unter meinem Nachfolger wird der Kultur- und Kreativwirtschaft zukünftig in diesem Ministerium eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden“, betonte sie und lobte das breitgefächerte Innovationspotenzial der Branche.

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Im Showroom der 32 Kultur- und Kreativpiloten 2017 – gebettet in die altehrwürdigen Wände des Eichensaals – konnten sich die Gäste selbst davon überzeugen, wie durchlässig die Grenzen der Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche inzwischen sind: So wenden drei Experten für visuelle Kommunikation ihr Knowhow im intelligenten Kommunikationsdesign auf den Medizinbereich an (Heyfair) oder ein Grafikdesigner, ein Betriebswirt und eine Psychologin revolutionieren gemeinsam die traditionellen Fischbuden (Underdocks). Daneben fanden sich auch Beispiele für „klassische“ Kultur- und Kreativwirtschaft, wie Privalino. Das Team, bestehend aus einem Medienwissenschaftler und einem Informatiker, verkündete stolz den Launch ihrer App zum Schutz von Kindern vor Cyber-Grooming im Internet.

„Wir brauchen Querdenker, vor allem auch für den Mittelstand“, betonte MdB Nikolas Löbel (CDU). „Kreativität betrifft alle Branchen. Der interdisziplinäre Austausch darüber ist wichtig.“ Aus seinem Wahlkreis Mannheim waren an diesem Abend auch die Kreativpiloten von Trauth Fabrikate da, die hochwertige Designer-Berufsbekleidung für den Gastronomiebereich anbieten.

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Neben aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und Social Impact, die mittlerweile schon zum festen Vokabular der Kultur- und Kreativwirtschaft gehören, war bei der Start-up Night der Kreativen vor allem auch von „Mut“ die Rede: Mut brauche es, um Innovation hervorzubringen. Ein Attribut, das ohne Zögern mit den Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft in Verbindung gebracht wird. Anne von Fallois betonte, wie wichtig für das Unternehmen Kienbaum sowohl intern als auch in der Beratungsarbeit die Perspektive der Kultur- und Kreativbranche sei und Bernd Lietke bedankte sich für die einmalige Chance, die ihm das Stipendium des 3D-Druck-Künstlers Alex Jentsch in seinem Traditionsunternehmen KPM bot: „Ich hätte dieses Budget zu diesem Zeitpunkt so nicht zur Verfügung gestellt. Ich muss mich bei denjenigen, die PHASE XI ermöglichten und umgesetzt haben, in aller Deutlichkeit dafür bedanken!“ Der 3D-Drucker ist inzwischen ein fester Bestandteil in der Manufaktur geworden. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern wird fortgeführt.

Es ist eine Entwicklung, die MdB Johannes Kahrs (SPD) im Sinn hatte – er war als Mitglied des Haushaltsauschusses maßgeblich daran beteiligt, dass die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft 2017 zusätzliche 5 Mio. Euro erhalten hat. „Wenn eine Idee verrückt klingt, dann muss man daran festhalten. Am Ende gelingt es und alle haben dazu gelernt.“, so Kahrs.

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Der unmittelbare Zugang zu einer ungewöhnlich großen Anzahl innovativer Ansätze zu den verschiedensten Themen in kürzester Zeit wirkte sich am Abend spürbar inspirierend auf die Gäste aus. Die Start-up Night der Kreativen, sie war ein gelungener Auftakt in das Jahr 2018 für die Initiative und das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Ein Startschuss, der alles andere als #WEITERMACHEN – entsprechend dem Slogan der Kultur- und Kreativpiloten – absurd scheinen lässt.

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Credits

Text: Katja Armbruckner und Wiebke Müller, Kompetenzzentrum Kultur-und Kreativwirtschaft

Fotos: William Veder

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Katja Armbruckner und Wiebke Müller, Kompetenzzentrum Kultur-und Kreativwirtschaft

Fotos: William Veder

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.