KreativStart Karlsruhe

Außerhalb der Trampelpfade

Neue Arbeitsfelder, kreative Arbeitsformen und gute Vermarktungsmöglichkeiten - darum geht es beim Kongress KreativStart in Karlsruhe, den das Kompetenzzentrum als Kooperationspartner begleitet. Was die Kreativunternehmer in der Region beschäftigt und wie andere Wirtschaftszweige bereits das Innovationspotenzial der Branche nutzen, erzählen Sabrina Isaac-Fütterer und Dirk Metzger vom K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro.

KreativStart-Kongress

Kongress KreativStart Karlsruhe.

Der Kongress KreativStart für kreative Unternehmen findet am 4. und 5. Mai zum fünften Mal in Karlsruhe statt. Dabei wird es auch um neue Geschäftsfelder gehen. Welche zählen dazu?

Ganz grundsätzlich sind alle Bereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft eingeladen, mit zu diskutieren und sich zu informieren. Uns ist aber wichtig, den Akteuren vor allem Chancen außerhalb ihrer gewohnten Trampelpfade aufzuzeigen, zum Beispiel wenn es um die Vernetzung von Online- und Offline-Aktivitäten geht oder die Chancen der Digitalisierung für Bereiche wie Kunsthandwerk oder Texten. Wir wollen aber auch rüberbringen, dass sich gerade durch neue Technologien vielfältige Möglichkeiten bieten. Mit der Firma Okinlab haben wir ein tolles Praxisbeispiel, wie ein Unternehmen mit der Verknüpfung von Kreativität und Technologie eben mal die Möbelproduktion neu erfindet.

Als weitere Punkte sollen kreative Arbeitsformen und innovative Vermarktungsmöglichkeiten diskutiert werden. Können Sie dazu Beispiele aus Ihrer Region nennen?

Direkt bei uns auf dem Kreativpark Alter Schlachthof in Karlsruhe gibt es die netzstrategen, die sich eben diese neue Vermarktungsmöglichkeiten auf die Fahnen geschrieben hat. Die Firma zeigt, dass es bei Digitalisierung nicht nur um eine Website, sondern in vielen Fällen um die Transformation des gesamten Wertschöpfungsprozesses geht.

Mit der Firma Nacona haben wir in unserem Gründungszentrum Perfekt Futur ein kleines Start-up im Bereich Filmproduktion, das auf wunderbare Weise zeigt, dass die Medienproduktion durch technologische Erneuerungen einen richtigen Push bekommen kann. Die Firma nimmt den Wandel voll an, begreift ihn als Chance  und ist damit sehr erfolgreich. Das Beispiel zeigt aber auch, dass sich etablierte Unternehmen immer wieder neu erfinden müssen.

KreativStart-Kongress

Kongress KreativStart Karlsruhe.

K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe

K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe.

Das K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro ist Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe. Wie viele Akteure betreuen Sie jährlich?

Wir betreuen die Akteure auf ganz unterschiedliche Weise, zum einen gibt es die Kreativen in unseren Gründerzentren und auf dem Schlachthof, da sind wir dann schon bei weit über 100 Unternehmen und Einzelunternehmerinnen und Einzelunternehmern. Aber es gibt auch unterschiedliche kostenfreie Beratungsformate wie Einzelberatung, aber auch Beratungsformate wie kollegiale Beratung oder Vorträge zum Business Model You, in welchen sich die Kultur- und  Kreativschaffenden untereinander austauschen können und von uns nur angeleitet werden.

In den ersten vier Jahren des K³-Büros lagen wir da bei insgesamt über 400 Teilnehmenden. Dazu kommen noch jährlich mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Seminaren, Netzwerkveranstaltungen und Kongressen. Da kommt schon einiges zusammen.

Mit welchen Fragen kommen die Kulturschaffenden und Kreativunternehmerinnen und Kreativunternehmer?

Mit allem, was das Leben so zu bieten hat! Klingt etwas platt, aber es ist wirklich so. Angefangen von den Fragen nach passenden Räumen, Feedback zum Geschäftsmodell, Aufbau von eigenem Netzwerk, Vermarktungsfragen, dem richtigen Preis für das Produkt und auch viele Fragen nach Kontakten zu anderen Kreativen oder Unternehmen.

Gerade im Kontakteherstellen liegt unsere Stärke, da wir einfach durch unsere Veranstaltungen sehr viele Leute aus der Szene kennen. Oft kommen auch Fragen zu Steuern und Recht. Das sind dann Felder, die wir nicht beraten dürfen, aber auch im Detail nicht die Expertise haben. Um das abdeckten zu können, entwickeln wir dann Formate wie zum Beispiel den Beratungstag und greifen auf externe Profis zurück.

K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe

K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe.

7x7_04 Stuhl

7x7: 7 Unternehmer präsentieren sich in 7 Minuten.

Wie nutzen andere Branchen bereits das Innovationspotenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe?

Die Kreativbranchen sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftsstruktur in unserer Region. Die hiesige Wirtschaft ist extrem auf Innovation und Technologie ausgerichtet und der Übergang zum kreativen Schaffen ist oft nahtlos. Wir haben über 42.000 Studierende an neun Hochschulen, viele Studiengänge sind sozusagen „Produkt und Ideen generierend“. Wir merken es auch an den Bewerbungen für unsere Gründerzentren, dass viele Start-ups an diesen Schnittstellen arbeiten. Aber es gibt auch noch blinde Flecken. Das sind auf der Kreativseite u.a die eher nicht-technologieorientierten Branchen und auch Bereiche, die in der Ausbildung im Bereich Vermarktung, Betriebswirtschaft und Netzwerken Defizite haben.

Auf der Seite der klassischen Wirtschaft und Industrie sind es die eher traditionellen Branchen Handwerk, Einzelhandel, Finanzbranche oder kleinere Unternehmen aus dem Mittelstand, die sich manchmal etwas schwer tun mit den Kultur- und Kreativbranchen. Das hat viel mit unterschiedlichen Kulturen, schlechter Vernetzung, aber auch mit der zu geringen Sichtbarkeit der Einzelunternehmerinnen und Einzelunternehmer im Kreativbereich zu tun.

Da versuchen wir dann mit Formaten wie 7×7 oder unserem kreativen Speeddating, in dem Wirtschaft auf Kreativschaffende trifft, Brücken zu schlagen. Hierzu haben wir auch unser K³-Portal eingerichtet – quasi als Gelbe Seiten der Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe. Wer einen Dienstleister oder Partner sucht, kann bei uns im Portal fündig werden, denn hier können sich alle Karlsruher Kreativen kostenfrei anmelden und werden dann mit eigenem Profil sichtbar und auffindbar. Über Google wird man als Einzelunternehmerinnen und Einzelunternehmer kaum gefunden, daher bietet unser Portal hier eine wichtige Hilfestellung in der Auffindbarkeit kreativer Leistungen in Karlsruhe.

7x7_04 Stuhl

7x7: 7 Unternehmer präsentieren sich in 7 Minuten.

KreativStart – Kongress für Kreative und Unternehmen

Der Kongress Kreativstart ist das Hauptevent der Woche der Kultur- und Kreativwirtschaft Kreativ.Impuls 2017 in Karlsruhe. Am 4./5. Mai gibt es Vorträge und Kurzpräsentationen von mehr als 20 namhaften Referentinnen und Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet und Best-Practice Beispielen. Den ersten Kongresstag wird am Abend das populäre Format 7×7 abschließen, bei dem sich sieben Kreativunternehmen in sieben Minuten dem Publikum präsentieren. Am 8. Mai wird es einen kostenlosen Beratungstag für Kreativunternehmen geben, mit dem Schwerpunkt im Bereich rechtliche Fragestellungen wie Rente, Social Media und Künstlersozialkasse. Den Abschluss bildet am 9. Mai ein weiterer Kongress „hallo.digital“. Veranstalter sind die netzstrategen. Bei dem neuen Format, unterstützt vom K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, geht es ganz fokussiert um die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Transformation.

Credits

Text: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro

Fotos: K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro

Anstehende Veranstaltungen

  1. Schulterblick des Creative Labs #7 Kreislaufwirtschaft mit der Kreislaufwirtschaftsexpertin Eveline Lemke

    5. April, 16:00 - 21:00

Credits

Text: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro

Fotos: K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.