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Kreativwirtschaft grenzenlos

Unsere Transfermanagerin Julia Köhn war zu Besuch in Kairo. Im Rahmen des Projekts „Unternehmerinnen und Start-ups in Ägypten“ traf sie auf spannende Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert. Ihr ist die Kraft und Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft einmal mehr direkt vor Augen geführt worden. Ein Reisebericht.

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Ich hatte das Glück und die Freude auf einer Reise nach Kairo ägyptischen Unternehmer*innen der Kreativwirtschaft zu begegnen. Im Rahmen des Projekts „Unternehmerinnen und Start-ups in Ägypten“ der AHK-Arbeitsgemeinschaft Middle East and North Africa MENA-Projektpartner und der Deutsch-Arabischen Industrie und Handelskammer gefördert durch das BMWi wurde ich gebeten, einen Vortrag über die Arbeit des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes zu halten. Dieser Workshop und die Gespräche mit den Unternehmern*innen haben mich sehr beeindruckt. Nicht nur habe ich ambitionierte und engagierte Projekte und Personen kennengelernt, sondern mir ist die Kraft und Bedeutung dieser Branche einmal mehr direkt vor Augen geführt worden.

Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert

In einem Land, das von Umbruch gezeichnet ist und in dem es praktisch keinen nennenswerten Binnenmarkt für die Güter der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt, bringen Akteure Bewunderns- und Staunenswertes auf die Straße. Der Inkubator Nahet el Mahrousa bietet Social Entrepreneurs Early-Stage-Unterstützung und -Entwicklung.

Beim Label Allaga arbeiten Designer und (Kunst)-Handwerker miteinander, um in einem gemeinsamen Prozess Ideen und Fähigkeiten direkt zu kombinieren und so mit Hilfe eines modernen und innovativen Ansatzes Kulturerbe, Social Business und Kultur- und Kreativwirtschaft zu verbinden. Das Unternehmen ORWA nutzt Origami als Educational-Tool, um beispielsweise Frauen und Mädchen zu mehr Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft zu verhelfen. Beim Unternehmen THAAT wird traditionelles (Kunst)-Handwerk als Vorlage für Designs in neuen innovativen Zusammenhängen verwendet und El Cinema el Gawela ist ein Projekt, das mit mobilen Kinosälen und Projektoren auf Rädern daran arbeitet, das Recht auf Kino und Film für alle zugänglich zu machen.

Weiterentwicklung und die Professionalisierung

In den Projekten, die ich kennenlernen durfte, arbeiten die Macher daran, mit kreativwirtschaftlichen Unternehmungen anderen Menschen, die zwar große und höchst spezialisierte Fähigkeiten, aber kaum Zugang zu Märkten für ihre Produkte haben, eine Plattform, unternehmerische Entwicklung und Zugang zu Vertriebswegen zu ermöglichen. Es ist eine große gesellschaftliche Leistung, die hier von der Kultur- und Kreativwirtschaft erbracht wird – nicht nur für den Erhalt der Kultur und Wirtschaft des Landes, sondern auch für deren Weiterentwicklung und die Professionalisierung besonders der traditionell benachteiligten weiblichen Künstler, Kunsthandwerker und Unternehmer.

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Julia Köhn

Die Zukunft ihres Landes und der Gesellschaft steht im Zentrum des Denkens und Handelns der Kreativ-Akteure, denen ich begegnet bin.

Julia Köhn
Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Diese Beispiele zeigen wieder das, was das Besondere und Wertvolle der Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft ausmacht: eine Übertragung der eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten in andere Zusammenhänge, was einen Mehrwert für die Gesellschaft als Ganzes schafft. Kultur- und Kreativwirtschaft als Förderer. Insofern habe ich in Ägypten sehr ähnliche Beweggründe und Motivationen wie in Deutschland gefunden. Und auch die übergeordnete Themen und Herausforderungen der Branche werden in beiden Ländern ganz ähnlich formuliert.

Der Blick über den Tellerrand

Aber der Workshop hat mich vor allem so beeindruckt, weil hier Akteure ihre Projekte umsetzen, obwohl die Grundvoraussetzungen dafür in Ägypten unsagbar schwierig sind.

Auch in Deutschland gibt es natürlich noch sehr viel zu tun und die Bedingungen besonders für die Klein- und Kleinstunternehmer der Branche können und müssen noch weiter verbessert werden, aber die Ausgangssituation ist dennoch eine deutlich Einfachere. Natürlich wollen wir auch in Zukunft mit allen unseren Bemühungen die Branche weiter nach vorn bringen, aber der Blick über den Tellerrand hat mir geholfen, die Dinge zu relativieren und lässt mich auch wertschätzen, was in Deutschland in den letzten Jahren im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft schon alles geschafft wurde. Manchmal jammern wir auf sehr hohem Niveau.

Die Produkte und Dienstleistungen der Kultur- und Kreativwirtschaft haben neben dem ökonomischen noch einen weiteren, größeren gesellschaftlichen und kulturellen Wert. Die Währung dieser Branche sind nicht nur Euros und die Anzahl der Geschäftsabschlüsse. Und deswegen gibt es ohne Frage unzählige Produkte und Dienstleistungen die eindeutig förderwürdig sind und die Gesellschaft extrem bereichern, aber daraus lässt sich nicht automatisch auch ein Förderanspruch ableiten.

Unternehmerisches Handeln bedeutet auch neue Handlungs- und Finanzierungslogiken abseits oder zumindest ergänzend zu öffentlichen Geldern zu entwickeln. Und das bedeutet auch den negativen Beigeschmack der Begriffe Markt, Produkt, Kunde und Verkauf für die Kultur- und Kreativwirtschaft zu beseitigen.

Kunst schaffen, unternehmerisch Handeln

Unternehmertum kommt letztlich einfach nur von „etwas unternehmen“ – und das ist tief in die DNA der Kultur- und Kreativwirtschaft und ihrer Akteure eingeschrieben. Unternehmerisches Denken und Handeln steht nicht im Widerspruch zu künstlerischem oder kulturellem Schaffen. Statt Freiheit zu nehmen, gibt es diese. Aber etwas unternehmen, heißt etwas zu tun – aktiv zu werden – Verantwortung zu übernehmen. Die Kraft und Überzeugung und auch den Erfolg zu sehen, mit der Akteure, einzelne Multiplikatoren und Einrichtungen in Ägypten, wo es praktisch keine Infrastruktur und öffentliche breit strukturierte Unterstützung für die Kultur- und Kreativwirtschaft gibt, Projekte und Unternehmungen umsetzten, zeugt genau davon. Und wenn ich ein Motto bei allen Personen des Workshops in Ägypten gesehen habe, dann war es die praktische Umsetzung des Claims der diesjährigen Kultur- und Kreativpiloten, die grade in Berlin ausgezeichnet wurden: Mach einfach!

Eine der Teilnehmerinnen des Workshops fasste es zutreffend zusammen: „Alles hat mit ausprobieren und handeln zu tun. Wenn wir den Wert unserer Werke, Produkte und Leistungen verstehen und vertreten, werden das andere auch tun. Aber rausgehen, machen und umsetzen müssen wir schon selbst.“

Und wir als Multiplikatoren sollten uns immer wieder vor Augen halten, worum es eigentlich geht und was unsere Aufgabe ist: Wir stehen im Dienst dieser großartigen Branche und ihrer Akteure. Wir sind dafür da, diese zu unterstützen, sichtbar zu machen und ihre Potenziale in die Welt zu schreien, damit auch noch der letzte versteht, wie wundervoll, wichtig und fördernd die Kultur- und Kreativwirtschaft für unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ist.

Credits

Text: Julia Köhn, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Julia Köhn, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.