Was sich an diesen zwei Tagen immer wieder heraus stellt: Ein bisschen Tabubruch im geschützten Raum kann die Kreativität extrem voranbringen, wenn man am Ende wieder die Balance findet zwischen „alles ist erlaubt“ und den Werten und Strukturen einer seriösen Hilfsorganisation mit Millionen-Etat, deren Geschäftsführer zur Einstimmung von seiner Malawi-Reise berichtet: Lebenserwartung 37 Jahre, Aids-Epidemie, katastrophale Versorgungslage und ein verwüstetes Land, in dem UNICEF versucht, nicht nur Nothilfe zu leisten, sondern dabei auch noch dauerhafte Wirtschaftsstrukturen aufzubauen.
Direkt im Anschluss stimmt uns Jacob Chromy auf den Tag ein mit einem Parforceritt durch die Provokations-Artikel seines Online-Shops Antipreneur.de: Fluchtsaftgetränke („Ob barfuß durch nordmexikanischen Wüstensand oder mit dem Motorboot übers Mittelmeer: Mit den fruchtigen Durstlöschern steckst Du voller Energie. Da wird jeder Weg zum Ziel!“), Pharmaschinken („das ist Fleisch und Antibiotika in einem. Medizin aufs Brot, hergestellt vom freundlichen Großindustriellen aus deiner Region“) oder das Kartenspiel Kriege („Gefallen finden an Gefallenen“).
Gefolgt vom Künstler Daniel Kerber, der mit seinem Unternehmen more than shelters menschengemäße Flüchtlingsunterkünfte gestaltet. Lutz Woellert, dessen Beratungsfirma Identitätsstiftung Prinzipien des Game Designs auf andere Lebensbereich überträgt. Und der Psychologin Susan Barth, die mit ihrem Kunstprojekt Erinnerungsguerilla Sinnfragen wie „Wann fängt dein Leben an?“ ins Straßenbild bringt.