Hafven

Mehr als ein Co-Working Space

Am 25. März wurde in Saarbrücken mit DOCK 11 eine Plattform zur Vernetzung, Förderung und Vertretung der Kreativwirtschaft des Saarlandes eröffnet. Zum Kick-Off sprach Matthias Schmitt von DOCK 11 mit unserem Fellow Jonas Lindemann. Als Co-Founder und CEO des Hafven blickt er auf jahrelange Erfahrung in Sachen Cross Innovation und experimentelle Projektstrukturen zurück.

Cut.00_00_48_12.Standbild027 Credits DOCK 11

Jonas Lindemann beim Kick-Off von DOCK 11

MATTHIAS SCHMITT Kooperative Strukturen und Cross-Innovation sind momentan die Themen, die dich umtreiben. Worin liegen deiner Erfahrung nach die Vorteile für selbstständige Kreative, sich in kooperativen Strukturen, wie einem Co-Working Space oder einem Creative Hub, zu organisieren?

JONAS LINDEMANN Was wir in den letzten Jahren beobachtet haben ist, dass Cross Innovation und insbesondere offene Innovation viel relevanter geworden sind, auch in etablierteren Unternehmensfeldern. Die Bereitschaft sich zu öffnen und ganz andere, radikalere Lösungsansätze zuzulassen, ist in den letzten fünf Jahren enorm gewachsen.

MATTHIAS SCHMITT Wie relevant ist Co-Working für das Thema Cross Innovation? Inwieweit können kooperative Strukturen Cross Innovation Prozesse beschleunigen?

JONAS LINDEMANN Im Moment ist es so, dass wir konkret mit vielen großen Konzernen aber auch mittelständischen Unternehmen aus der Region daran arbeiten, eine offene Plattform aufzubauen, auf der möglichst viele unterschiedliche Einflüsse zusammen kommen. Hauptsächlich wollen die Unternehmen damit für sich neue Perspektiven und Rückschlüsse auf Herausforderungen für ihre zukünftige Entwicklung erhalten. Damit meine ich nicht nur den Hafven als physischen Ort, sondern auch die Denke, die damit einher geht. Der Hafven zeichnet sich nicht mehr nur als Co-Working-Space aus, sondern ist mittlerweile zu einer richtigen Innovation Community geworden. Das macht für uns den Unterschied: Wir nutzen zwar offene Werkstätten und Büros, die unsere Mitglieder nutzen können, aber was den Unterschied macht ist, dass die Räume so gestaltet sind, dass man einander begegnet und dass das Mindset der Leute hier die große Verbindung darstellt. Das heißt man ist einfach offen für Kooperation. Man blickt gerne über den Tellerrand hinaus. Also der Zugang zu dieser Infrastruktur ist gegeben und wird so einfach wie möglich gehalten. Aber das Mindset ist ganz wichtig, dass man einfach auch mal seinen Senf zu Sachen gibt, für die man vom Ausbildungshintergrund her eigentlich keinen Senf zu haben dürfte. Damit kann für die einen Betriebsblindheit ein Stück überwunden werden, wenn Leute einem neuen Input geben, ohne vorbelastet zu sein. Für die anderen ergeben sich Einblicke in Felder, die Ihnen sonst verwehrt bleiben würden. Diese Einsichten sind nahezu unbezahlbar!

Cut.00_00_48_12.Standbild027 Credits DOCK 11

Jonas Lindemann beim Kick-Off von DOCK 11

Jonas Lindemann, Foto: Marcel Wogram

“Die Bereitschaft sich zu öffnen und ganz andere, radikalere Lösungsansätze zuzulassen, ist in den letzten fünf Jahren enorm gewachsen.”

Jonas Lindemann

 

MATTHIAS SCHMITT Viele aus den Creative Industries fürchten einen gewissen Imageverlust oder einen unprofessionellen Eindruck zu vermitteln, solange Sie nicht aus einem eigenen Büro heraus arbeiten. Sind diese Bedenken denn nicht berechtigt?

JONAS LINDEMANN Diese Befürchtungen kann ich vielleicht mit einer ganz persönliche Geschichte kontern: Ich habe selbst 2011 hier bei unseren Vorgängern, dem „Edelstall Coworking Space“, als Co-Worker angefangen zu arbeiten. Meine Beweggründe waren da insbesondere finanzieller Natur: Ich wollte mich nicht langfristig an einen Mietvertrag binden. Zu dem Zeitpunkt hatte ich tatsächlich ganz ähnliche Bedenken, die sich aber im Lauf der Zeit überhaupt nicht bewahrheitet haben. Ganz im Gegenteil: Meine Kunden fanden sehr spannend, was da passierte. Heute – acht Jahre später – stelle ich fest, dass das genaue Gegenteil meiner ursprünglichen Bedenken der Fall ist. Solche Hubs sind absolute Magneten für alle möglichen Ansprechpartner und Kunden, die sich mit den Themen Innovation und Kreativität auseinandersetzen wollen. Sobald ich in einem solchen Umfeld von Innovation und Kreation unterwegs bin, profitiere ich auch eher von einem solchen Umfeld, als dass ich darunter leide. Bedenken in Bezug auf Professionalität und Image in Bezug auf Co-Working Spaces und Creative Hubs sind schon ganz lange nicht mehr zeitgemäß!

Das Interview wurde zuvor bereits hier und hier veröffentlicht.

 

Cover Kompaktversion Was kommt jetzt

Risky Projects & Interfaces

Auf mehr als 2.000 qm vereint Hafven in Hannover ein Co-Working- und Maker-Space: Büroplätze, Besprechungs- und Workshopräume, ein FabLab, Holz- und Metallwerkstätten sowie ein eigenes Café. Diesen offenen Raum nutzen aktuell über 1.200 Member. Zu ihnen zählen Einzelkämpfer, Start-ups und Konzerne. Daneben versteht sich Hafven als Labor für Themen wie DIY, nachhaltige Selbstversorgung, digitale Transformation, disruptive Technologien, dezentrale Organisations- und Produktionsformen, Arbeiten 4.0, Access-Economy, Start-up-Kultur und Business Modell Innovationen.

Interface-Strukturen wie Hafven oder DOCK 11 sind wichtig, um mehr bereichsübergreifende Zusammenarbeit anzustoßen, denn häufig scheitert sie daran, dass ihre Potenziale nicht wahrgenommen werden oder entsprechende Kontakte fehlen. „Risky Projects & Interfaces“ ist daher einer der Themenschwerpunke, die gemeinsam mit dem Fellows-Netzwerk des Kompetenzzentrums für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft als besonders wichtig identifiziert wurden.

Mehr zum Thema Risky Projects & Interfaces (und zum Hafven) können Sie in unserem Magazin „Was kommt jetzt – Impulse aus der Kultur- und Kreativwirtschaft“ nachlesen, welches Sie hier als Web-Version herunterladen oder per Mail an presse@kreativ-bund.de anfordern können.

Cover Kompaktversion Was kommt jetzt

Credits

Text: Matthias Schmitt (Interview) und Wiebke Müller

Fotos: Ariane Kaiser, Marcel Wogram, DOCK 11

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Matthias Schmitt (Interview) und Wiebke Müller

Fotos: Ariane Kaiser, Marcel Wogram, DOCK 11

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.