Kaddie Rothe (goalgirls, rechts) und Larissa Zeichhardt (LAT, links) haben ihre Jobs für einen Tag getauscht
Noch in der Vorbereitung tauchte direkt ein Klischee auf, das zwischen Mittelstand und Kultur- und Kreativwirtschaft besteht: „Wie verdienen sie dort, bei den goalgirls, überhaupt Geld?“ stellte Larissa Zeichhardts Co-Geschäftsführer bei LAT, Mirko Aßmann, als Frage in den Raum. Eine Frage, die sich im Laufe des Experiments Jobtausch in der Praxis klären sollte. Die LAT Gruppe ist ein Familienunternehmen, typischer deutscher Mittelstand mit Sitz in Berlin-Friedrichshain. „Wir sind in der Elektromontage tätig, wir arbeiten rund ums Gleis und in den Fahrzeugen, für den Nah- und Fernverkehr“, umreißt Larissa Zeichardt ihren Geschäftsbereich. Zusammen mit ihrer Schwester Arabella Laternser hat sie das Unternehmen von ihrem Vater übernommen.
Ihre Tauschpartnerin Kaddie Rothe hatte sie Anfang 2021 bei einem Innovationsworkshop des Kompetenzzentrums kennengelernt. In dem Workshop ging es um die Potenziale, die in der Kooperation kultur- und kreativwirtschaftlicher Unternehmen mit Mittelstand und Industrie liegen, und um Wege, solche anzustoßen. Dabei kamen auch viele Klischees und Vorurteile auf den Tisch: zum Beispiel Realitätsferne der Akteur*innen, Unwirtschaftlichkeit oder Desinteresse am Diskurs mit Wirtschaft und Industrie.
Kaddie Rothe ist Co-Gründerin und Kreativdirektorin von goalgirls, im weitesten Sinne einer Kreativagentur, die jedoch nicht in einer festen Unternehmensstruktur agiert, sondern eine Community aus über 200 Freiberuflerinnen ist. „Larissa und ich waren wie ein Instant Girl Crush und wir wollten einen Weg finden, mit diesen Klischees aufzuräumen und zeigen, dass Kollaboration Spaß machen kann“, sagt Rothe. So entschlossen sie sich zum Jobtausch: Anfang Juni 2021 machte jede für einen Tag den Job der anderen.