Bestraft das Leben eigentlich auch jene, die zu früh kommen? Felix Friedrich mag das nicht ausschließen, zumindest scheint die Umkehrung des berühmten Gorbatschow-Satzes das Problem des von ihm gegründeten journalistischen Start-ups The Buzzard treffend zu beschreiben. Manchmal kommt er sich vor wie ein Prophet, dessen Botschaft noch nicht verstanden wird. „Wir betreiben so etwas wie Öko-Journalismus“, sagt der Firmengründer. „Da sind wir der Zeit voraus – und deshalb könnte unser Projekt vielleicht auch scheitern.“
Das im schwäbischen Esslingen ansässige Start-up hat den „ersten digitalen Meinungsnavigator der Welt“ entwickelt. Auf einer Internetplattform stellt das Redaktionsteam divergierende Meinungsbeiträge zu aktuellen politischen Themen gegenüber, fasst die Quintessenz der Argumente zusammen und stellt sie in den Kontext der Debatte. The Buzzard sieht darin die richtige Medizin gegen das Nicht-Verstehen und die zunehmende Polarisierung – ausgelöst vor allem durch die immer stärkere Nutzung sozialer Medien bei der Information über Politik. Auf den Online-Kanälen erhält man meist jene – von Algorithmen ausgewählte – Informationen, deren Tendenz man ohnehin teilt und sieht die eigene Position immer wieder bestätigt. So entsteht der „Echo-Effekt“.
Derzeit gravierendstes Problem von The Buzzard ist die Finanzierung des weiteren Wachstums. Die bisherigen Abo-Einnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die geplante Geschäftsexpansion zu finanzieren. Geld muss her, und zwar schnell.