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Dossier: Nachwuchs und Fachkräfte in der Kultur- und Kreativwirtschaft

Kreative Köpfe und Talente bilden die Triebfeder der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW). Als dienstleistungsorientierte Branche sind Fachkräfte damit der wichtigste Produktionsfaktor bzw. der wahre Wissensschatz von Unternehmen in der KKW. Auch in vielen anderen Branchen der klassischen Wirtschaft nimmt die Bedeutung Kreativer Berufe zu. Doch es fehlen an vielen Stellen auch Fachkräften.

In den vergangenen Jahren (2013 bis 2019) erlebten Kreative Berufsfelder in Deutschland ein überdurchschnittliches Beschäftigungswachstum innerhalb der KKW (+27%) und Gesamtwirtschaft (+17%). Der stete Wandel des Wirtschafts- und Arbeitsumfelds durch die Digitalisierung und Globalisierung bewirkte aber auch, dass das allgemeine Anforderungsniveau in Kreativen Berufen stark gewachsen ist und sich insbesondere auf der Ebene von Akademiker*innen und Berufsausbildungen konzentriert. Die steigenden Anforderungen im Beruf wurden begleitet von einem kontinuierlichen Trend zu höheren Bildungsabschlüssen am Arbeitsmarkt, der zurückzuführen ist auf die allgemeine Bildungsexpansion und Akademisierung der vergangenen Jahre. Einhergehend mit dem positiven Beschäftigungstrend ist auch die Arbeitslosigkeit in Kreativen Berufen von 2010 bis 2019 um 20 Prozent gesunken (Gesamtwirtschaft: -30%). Der langjährige Trend sinkender Arbeitslosenzahlen wurde durch die Corona-Pandemie unterbrochen und bewirkte eine deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit in Kreativen Berufen um 23 Prozent (Gesamtwirtschaft: 19%). Die höchsten Arbeitslosenquoten sind in veranstaltungsbezogenen Berufen zu erkennen, wie bspw. im Bereich Unterhaltung, Schauspiel, Tanz, Bewegungskunst, Bühnen- und Kostümbildnerei und Requisite, sowie im Bereich Veranstaltungsservice und -management.

Trotz des gravierenden Einflusses der Pandemie auf die Arbeitslosenentwicklung, zeigt der längerfristige Rückblick auf das Verhältnis von Arbeitslosenzahlen und offenen Stellen eine rückläufige Entwicklung in der Zahl verfügbarer Arbeitskräfte. Engpässe in der Besetzung gemeldeter Stellen bestehen insbesondere in Berufen im Bereich der Informatik, der Architektur und im Modellbau, in den Bereichen Innenarchitektur, Raumausstattung, visuelles Marketing sowie im Buch-, Kunst-, Antiquitäten- und Musikfachhandel. Darüber hinaus zeigen sich auch im kreativen Handwerk Besetzungsprobleme. Weiterhin ist zwischen 2010 und 2020 die durchschnittliche Vakanzzeit gemeldeter offener Stellen in der KKW leicht überproportional gewachsen. Sie hat sich um den Faktor 2,5 verlängert, wobei der Faktor über alle Berufe hinweg bei 2,4 liegt. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Schwierigkeit von Unternehmen, gemeldete Arbeitsstellen zu besetzen, und deutet ein rückläufiges Fachkräfteangebot an.

Mit Blick auf den Fachkräftenachwuchs steigt das akademische Fachkräftepotenzial in Kreativen Berufen durch die Attraktivität von Studienfächern, die für den Arbeitsmarkt der KKW ausbilden. Eine besonders starke Ausbildungsdynamik ist in Studienfächern zu erkennen, die für den kulturproduzierenden Arbeitsmarkt ausbilden. Differenziert nach Hochschulabschlüssen zeigt sich, dass der Bachelorabschluss insbesondere in kulturproduzierenden Berufsfeldern eine höhere Arbeitsmarktakzeptanz aufweist. Insgesamt wächst aber auch das Fachkräftepotenzial für Kreative Berufe mit einem Masterabschluss. Gemessen an Berufsausbildungsstellen entwickelt sich das Fachkräftepotenzial in der KKW nur unterdurchschnittlich und verweist auf die strukturelle Herausforderung der Kreativunternehmen, den Bedarf nach Fachkräften durch eigene Ausbildungskapazitäten zu decken.

 

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Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Bianca Creutz

Fotos: Pexels

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.