
Die Verklärung des Bildes, das Deutsche von ihrem Wald haben, hat ihren Ursprung in der Romantik. Mit der Industrialisierung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gingen Urbanisierung und Landflucht einher. In Deutschland reagierten Akteure der bildenden Kunst, Literatur und Musik mit einem Eskapismus in eine verloren geglaubte Geborgenheit. Dabei ist gerade unser Wald alles andere als ein naturbelassenes Ökosystem, sondern eine von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft, die als solche im Kreuzfeuer konfligierender Ansprüche steht. Zum einen soll er uns als Naherholungsort dienen, als Sauerstofflieferant und zum Binden von CO2 — Funktionen, in denen wir den Wald möglichst unberührt sehen wollen. Zum anderen wollen wir seine Bäume fällen, nicht nur an Weihnachten, sondern vor allem auch als Rohstoff für die immer stärker wachsende Bio-Ökonomie. Jetzt, wo erdölbasierte Rohstoffe immer mehr in Verruf geraten, soll er vermehrt Holz für die Produktion von zum Beispiel Papier- statt Plastiktüten liefern, aber auch für neue Materialen aus Holzzellstoff, wie zum Beispiel Stoffe für Kleidung.