Was kommt nach dem Content?

Klicks mit Tiefgang

Im Juni hat eine kleine Runde von Journalisten, Medienmachern und anderen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft über die digitale Zukunft der Medien diskutiert. Ein Thema war dabei auch, wie der Journalismus der Zukunft qualitativ hochwertig und reichweitenstark bleibt.

DSC_0110

Den Beitrag zur ersten Session des Praxisworkshop Medien gibt es hier.

Die Analyse von Algorithmen gehört inzwischen genauso zum Medienbetrieb wie das Zeichenzählen. Wer online veröffentlicht, beschäftigt sich auch mit der Optimierung von Reichweite – im Übrigen eine Aufgabe, die nicht nur klassischen Medienmarken vorbehalten ist, sondern all denjenigen, die über Social-Media-Kanäle ihre Zielgruppen erreichen und erweitern wollen. Das bestehende Content-Angebot der klassischen Medien muss daher aus- und umgebaut werden, um neue und jüngere Zielgruppen zu erreichen. Zwar lesen nach einer Studie von 2016 noch immer über 50 % der Menschen ab 35 Jahren ihre Tageszeitung vorzugsweise im Printformat, bei Lesern unter 30 Jahren liegt jedoch bereits das Online-Angebot mit 67 % im Trend. Eine anhaltende medienspezifische Diskussion in dem Zusammenhang ist außerdem die um das Phänomen Fake News, denn: Wie qualitativ hochwertig und verlässlich sind Informationen, wenn es dabei um Klicks geht?

 

DSC_0110

„Social First“:

Neue Formate und redaktionelles Weiterdenken

Zwei Digital-Experten sitzen auf der grünen Couch im Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, um über die Zukunft der Medien zu sprechen. Deana Mrkaja leitet seit diesem Jahr eine neu ins Leben gerufene Unit beim Handelsblatt, die sich mit der Erschließung jüngerer Zielgruppen von 18-35 Jahren beschäftigt. Ihr Gesprächspartner Felix Friedrich wurde 2015 mit seinem Geschäftspartner Dario Nassal und dem gemeinsamen Unternehmen The Buzzard als Kultur- und Kreativpilot ausgezeichnet. The Buzzard ist ein digitales Angebot, das zu ausgewählten aktuellen Themen hochwertige Beiträge aus der internationalen Berichterstattung aufbereitet und zusammenstellt.

Beide möchten ihr Publikum erweitern, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Felix Friedrich und The Buzzard verfolgen die Intention, ihre Generation mit hochwertigen Informationen zu versorgen und dazu beizutragen, dass ein Verständnis für wichtige Themen entsteht. Als er und sein Kumpel The Buzzard gegründet haben, sei es auch darum gegangen, „etwas in der Welt zu ändern“, erzählt er im Gespräch. Als Jungunternehmer steht Felix dabei vor der Schwierigkeit, für seine finanzielle Absicherung die entsprechende Reichweite zu generieren und gleichzeitig die Plattform als seriöse und anspruchsvolle Quelle für guten Content zu etablieren. The Buzzard suchen deshalb derzeit nach einem gangbaren Bezahlmodell, um ihr Konzept weiter auszubauen. Ziel ist es, Filterblasen platzen zu lassen und Interessierten durch die Zusammenstellung vieler hochwertiger Artikel ein möglichst umfassendes Bild von den existierenden Positionen zu einem bestimmten Thema zu bieten.

Was kommt nach dem Content?
Was kommt nach dem Content?

Die Aufgabe von Deana Mrkaja und ihrer Unit ist es hingegen, die Formate des Handelsblatts weiterzuentwickeln, sowohl neuen als auch bereits vorhandenen Content für die digital natives passend aufzubereiten, auf den entsprechenden Social Media Kanälen auszuspielen und so schon früh an die Marke zu binden. Neben den wirtschaftlichen Aspekten geht es für sie aus journalistischer Sicht aber auch darum, der neuen Zielgruppe komplexe wirtschaftliche Themen näher zu bringen und ihnen auf diese Weise zu helfen, die Welt besser zu verstehen. Im Gespräch erzählt sie unter anderem, wie die neuen Anforderungen auch den Beruf des Journalisten nachhaltig verändern.

 

Die Thesen des Gesprächs in a Nutshell:

Zur digitalen Zukunft der Medien

 

    • Der Ausbau von Social Media Content in Redaktionen wird kommunikationsstrategisch nach wie vor mit der Verjüngung der Marke gleichgesetzt.
    • Junge Menschen sind natürlich an aktuellen politischen oder wirtschaftlichen Inhalten interessiert, konsumieren Informationen aber völlig anders als ältere Generationen. Für eine zielgruppengerechte Aufbereitung der Themen müssen die bestehenden Stoffe aus den Redaktionen oftmals komplett neu und audiovisuell erzählt werden.
    • Digitales Storytelling ist noch immer ein Experimentierfeld, für das nicht selten Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Abhilfe schaffen könnten eigene Innovation Labs in Medienhäusern.
    • Ein hochwertiges digitales Angebot, spannende Formate und Vielfältigkeit der Informationen sind auch eine Budgetfrage, weil hierfür die entsprechenden Tools zur Verfügung stehen müssen.
    • Die Anforderungen im Redaktionsalltag haben sich durch Social Media stark verändert. Dadurch wird auch das Berufsbild des Journalisten deutlich komplexer.

 

Hier geht’s zum ganzen Talk auf dem grünen Sofa (30 min.)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Credits

Text: Katja Armbruckner

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Anstehende Veranstaltungen

  1. Sommerpavillon der Kultur- und Kreativwirtschaft

    21. Juni - 4. Oktober

Credits

Text: Katja Armbruckner

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.