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Kein kalter Kaffee!

Dass man aus Kaffeesatz die Zukunft nicht nur lesen, sondern auch gestalten kann, beweist das junge Kaffeeeform-Team um den Produktdesigner Julian Lechner und entwirft preisgekrönte Produkte aus Kaffeesatz. Im Gespräch mit Julian, der im FICTION FORUM am 2. September 2019 das Panel zur Zukunft der Kreislaufwirtschaft verstärkt, möchten wir mehr über die Idee hinter den Bechern und seine unternehmerische Selbstwerdung erfahren.

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Kaffeebecher und -tassen aus Kaffeesatz herzustellen, klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und warum wart ihr damit die ersten?

Ich habe in Bozen, Italien, Produktdesign studiert und dabei natürlich sehr viel Kaffee getrunken. Dabei stellte sich mir irgendwann die einfache Frage, was mit dem gebrauchten Kaffeesatz passiert und ich hatte eine Vision, diesen guten natürlichen Rohstoff weiter zu verwerten. Drei Jahre Forschung, Experimente und Tests waren nötig, bis die richtige Formel und Verfahren für das vielseitige Material Kaffeeform gefunden war. Aus der ersten Idee, aus altem Kaffeesatz etwas Beständiges und Nachhaltiges zu erschaffen, ist nach unzähligen Experimenten und vielen Jahren also ein völlig neues Material entstanden. So können aus altem Kaffee völlig neue Produkte hergestellt werden. 2015 habe ich dann das gleichnamige Unternehmen Kaffeeform in Berlin gegründet und als exemplarischen Produkt die Espressotasse auf den Markt gebracht. Wir sind ja nicht die einzigen, die mit Kaffeesatz experimentieren oder arbeiten, ihn weiterverwenden, aber das entwickelte Material, das Verfahren und die Produkte sind einzigartig.

Was brauchte es von der ersten Idee zur Unternehmensgründung? Was war euer erster Schritt?

Vor allem den Glauben an die eigene Idee und Vision. Es ist ein herausfordernder Weg von den ersten Ansätzen und Prototypen bis zum fertigen Produkte und Unternehmung; dabei sind die Unterstützung vom eigenen Umfeld aber auch die Zusammenarbeit und Austausch mit Experten essentiell. Rückschläge sind normal, dabei muss man das Ziel im Auge behalten, nach vorne schauen und nicht aufgeben. Geduld haben. Entscheidend für den Schritt in die Unternehmung war das große öffentliche Interesse und die positive Resonanz auf die Tassen. Wir haben dann gemerkt, dass es funktioniert und Kaffeeform erfolgreich werden kann.

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Wir wollen anregen, den Umgang mit Ressourcen bewusster wahrzunehmen und das Konsumverhalten neu zu denken. Inspirieren, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten.

Eure Geschäftsidee geht ja über den „Wir konzipieren ein Produkt und verkaufen es“-Ansatz deutlich hinaus und greift Aspekte der Kreislaufwirtschaft auf mehreren Ebenen auf, könntest du sie uns kurz darstellen?

Wir nutzen eine verschwendete Ressource als wichtigen Rohstoff weiter und wollen anregen, den Umgang mit Ressourcen bewusster wahrzunehmen und das Konsumverhalten neu zu denken. Inspirieren, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten. Und auch der Produktionsprozess muss so transparent, fair und sozial wie möglich sein. In Produktion und Distribution arbeiten wir von Anfang an mit einer sozialen Werkstatt zusammen und wollen lokale, vielleicht anfangs schwächere Strukturen stärken. Wir setzen auf grüne, kurze Wege und arbeiten mit einer Fahrradflotte zusammen, die den Kaffeesatz transportiert. So wollen wir der Berliner Gemeinschaft etwas zurückgeben.

Gab es jemals Kritik an eurer Idee und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

Bislang gab es vereinzelt Kritik an unseren Produkten, wie z.B. der Eigengeruch – die Produkte haben noch ein leichtes Kaffeearoma – oder dass die Tassen zu leicht sind. Das wiederum ist natürlich perfekt für den Mehrwegbecher, der unterwegs immer dabei sein sollte. Manche fanden, mit unserem Material „verunreinigen“ wir den Recyclingstrom von reinem Plastik, aber davon wollen wir ja genau weg, vom Erdöl basierten Plastik und von Einwegprodukten. Wir wollen langlebige Produkte schaffen, die lange Freude machen, und geben Kaffeeform Produkte, die nicht mehr genutzt werden, in unseren eigenen Recyclingkreislauf zurück. Die grundsätzliche Idee und Vision von Kaffeeform stieß bislang immer auf sehr gute Resonanz.

Was waren die größten Hürden, die ihr überwinden musstet?

Definitiv zunächst das Material. Da es eine vollständige Innovation ist, waren viele Experimente und Tests nötig. Besonders die Hitzebeständigkeit war eine große Herausforderung. Ich wollte langlebige Produkte erschaffen, die mehr als einmal verwendet werden können.

Die Produkte erzählen die Geschichte eines Kreislaufs, in dem so wenig Abfall wie möglich entsteht, und so viele Ressourcen wie möglich geschont oder wiederverwendet werden.

Welche Geschichte von der Zukunft erzählen eure Kaffeebecher?

In den Kaffeeform Produkten treffen Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit auf gutes Produktdesign, sie können so den Weg in einen nachhaltigen Alltag ebnen. Wir wollen schöne Produkte erschaffen, die gerne und viel genutzt werden. Sie erzählen die Geschichte eines Kreislaufs, in dem so wenig Abfall wie möglich entsteht, und so viele Ressourcen wie möglich geschont oder wiederverwendet werden.

Wenn es Kaffeebecher aus Kaffeesatz geben kann, welche ganzheitlichen Ideen habt ihr noch im petto?

Sehr, sehr viele! Wir arbeiten ständig an neuen Ideen und Ansätzen, und schon zum Ende dieses Jahres wird ein spannendes neues Produkt auf den Markt kommen.

Was ist eure Vision, euer Ziel für das Jahr 2030?

Eine Welt ohne Einwegprodukte, in dem ein bewusster und reduzierter Konsum zur Normalität geworden ist.

Woraus werden wir in Zukunft trinken?

Aus Kaffeeform Tassen und anderen Bechern und Behältnissen, die ressourcenschonend aus vermeintlichem Abfall entstanden sind, dabei sehr langlebig und robust und darüber hinaus noch sehr schlüssig designt sind!

Wir danken für das Gespräch! 

 

Mehr Informationen zu Kaffeeform gibt es hier: https://www.kaffeeform.com 

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Credits

Text: Laura Müller

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, Kaffeeform

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

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Text: Laura Müller

Fotos: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, Kaffeeform

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.