Roboter, die in der Pflege helfen, selbstfahrende Autos oder Sprachassistent*innen, die uns das Leben erleichtern: Künstliche Intelligenz (KI) ist omnipräsent. Fallen Ihnen Beispiele ein, die die Kultur- und Kreativbranche betreffen?
Reinhard Karger: KI produziert selbst Texte, Grafiken oder Fotos, erzeugt Designvarianten oder musikähnliche Klangwelten. Je mehr „ambient“ die Musik sein soll, desto besser funktioniert das auch und desto weniger kann man als Hörende*r unterscheiden, ob es ein Mensch oder eine Maschine produziert hat. Das kann den Musiker*innen durchaus helfen, neue Songideen zu bekommen, kann aber natürlich auch dazu führen, dass man lizenzfreie Klangteppiche live erzeugt, die zum aktuellen lokalen Wetter oder zur Nachrichtenlage passen.
Welche aktuellen Anwendungen von KI haben Sie in der letzten Zeit beeindruckt?
RK: Für den Moment und nur so als Beispiel: das, was man OCR (Optical Character Recognition) nennt und ursprünglich für die Digitalisierung von Handschrift entwickelt hat. Doch das, was jetzt kommt, ist deutlich besser: Scribble- und Skizzenerkennung und eben nicht nur für Schreibschrift oder Druckbuchstaben, sondern auch analytisch gezeichnete Formen. Eigentlich möchte man doch ein Haus, eine Maschine, eine Anlage, ein User Interface handschriftlich skizzieren und das System macht die digitale Umsetzung. Beispielsweise muss es verstehen, dass ein Pfeil nicht nur eine Spitze hat, sondern auch auf etwas deutet, dass eine Funktion gemeint ist, die mit einer anderen Form zusammen etwas bewirken soll. Dass man Dinge auf diese Weise entwerfen kann ist ein weiterer Meilenstein, nicht nur den Medienbruch, sondern eben auch bei kreativen Prozessen. Man ist dann weniger durch die Handhabung abgelenkt und kann sich besser auf die eigentliche Kreation konzentrieren.
Es scheint, als ließe sich das Thema KI derzeit sehr gut verkaufen. Doch was genau meinen wir, wenn wir von KI reden?
RK: KI ist die Digitalisierung menschlicher Wissensfähigkeiten. Das heißt, KI kann Leistungen erbringen, für die man traditionell menschliche Intelligenz vorausgesetzt hat. Aber mit welchem Geist und in welche Richtung, soll diese Entwicklung forciert werden? Wir vom DFKI sagen: Künstliche Intelligenz für den Menschen. Und was ist für Menschen hilfreich? Werkzeuge! Und darum geht es: KI ermöglicht extrem leistungsfähige Werkzeuge, die Menschen dabei unterstützen, ihre Ziele effizienter oder besser zu erreichen.