Eine neue Sichtweise auf die Digitalisierung soll auch im Phase XI-Lab „Datatelling: Zukunftserzählungen nichttechnischer Utopien“ entstehen. Hinter dem eigenwilligen Kunstwort Datatelling steht die Idee, das Thema Datensammlung einmal nicht zu betrachten vor dem Hintergrund der Frage, was Konzerne, was Behörden mit all den Informationen machen, die wir bereitwillig im Netz hinterlassen. Stattdessen kommen in diesem Lab Fellows zusammen, die schon Datensammlungen genutzt haben, um im positiven Sinne Geschichten zu erzählen: Marco Maas, der an Transparenzprojekten wie Lobbyplag beteiligt war und gerade an einem Algorithmus arbeitet, der uns im Netz besser mit Nachrichten versorgen soll. Und Jakob Vicari, der Verbraucher auf subversive Art damit konfrontiert, wie ihre Nahrung erzeugt wird: Er arbeitet mit Live-Daten aus der Tierhaltung, die er in Form automatisch generierter Geschichten auf Displays ausspielen will, die er in Alltagsgegenständen wie Einkaufswagen und Frühstücksbrettchen einbaut. „Daten können eine Geschichte erzählen und Vorurteile widerlegen“, sagt Vicari. „Wenn dir zum Beispiel dein Einkaufswagen sagt: Hey, diese Bio-zertifizierte Milch ist gar nicht tierschonender erzeugt worden als die andere.“
Ein wesentlicher Punkt der Arbeit in den acht Labs ist die Vernetzung mit Akteuren, die schon in den jeweiligen Bereichen unterwegs sind. Zum Beispiel das Marktforschungsunternehmen GfK, mit dem Christoph Brosius im Lab „Testmärkte der Zukunft“ kooperieren möchte. Sitz des Projekts wird Haßloch, seit Jahrzehnten Lieblingsort aller Marktforscher, weil diese Gemeinde wie kaum eine andere den deutschen Bevölkerungsdurchschnitt repräsentiert. „Wir leihen uns die Versuchsanordnung in Haßloch aus – aber wir stellen eine andere Frage“, sagt Brosius, der das Lab zusammen mit Antje Eichhorn und dem Journalismus-Startup Chapter One aufbaut.
„Anstatt zu erforschen, mit welcher Marketingstrategie sich ein Produkt bestmöglich absetzen lässt, wollen wir wissen, ob der Konsum eines Produktes Rückschlüsse auf die Einstellungen und Werthaltungen der ‚durchschnittsdeutschen‘ Konsumenten ermöglicht.“