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Wir rütteln am Zaun des Bundestages

Ein Bus voller umgesetzter Ideen. Gemeinsam mit Kreativunternehmern sind wir mit unserem mobilen Fablab - dem Oldtimer-Doppeldeckerbus von Endboss Projects - vor den Bundestag gefahren. Wir haben Politikern gezeigt, wie man kreatives Potenzial nutzt und die öffentliche Hand noch mehr tun kann.

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Kreative, das sind diejenigen, die mit ihren Ideen und Produkten die Welt verändern. Sie sind es, die mit Nachrichtenschleudern auf dem Tahrirplatz neue Kommunikationswege hervorbringen oder den freien Raum in Städten von ungenutztem Brachland in produktive Kreativwerkstätte verwandeln. Sie sind es, die Campaigning neu denken und komplizierte Debatten über gesellschaftliche Themen gamifizieren und zugänglicher machen.

Dass Kreativität ein Innovationspotenzial birgt, scheint offensichtlich. Dass die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sich mit der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammenschließen, ist absolut notwendig. Denn: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft liefert den immateriellen Rohstoff für Innovation“, so Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien. Und diese Innovation sollte allen voran von der Politik eingesetzt werden. „Politiker fordern, dass vor allem im Mittelstand branchenübergreifend Kultur- und Kreativwirtschaft als Innovationsmotor wahrgenommen und genutzt werden soll“, so Christoph Backes, Projektleiter des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes: „Wir glauben, es ist wichtig, dass die Politik als Vorreiter zeigt, wie das funktionieren kann.“

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Die Kultur- und Kreativwirtschaft liefert den immateriellen Rohstoff für Innovation.

Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien
Foto: Christof Rieken
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Deshalb waren wir im Gespräch mit Bundestagsabgeordneten. Vier Kreativunternehmen verdeutlichten mit ihren Produkten und Geschichten, dass Kultur- und Kreativwirtschaft weit über Entertainment hinausgeht: Endboss Projects, The Constitute, Gentlymad und Grammofy zeigten, wie sie mit ihren breitgefächerten Anwendungsfeldern gesellschaftliche Relevanz erzeugen. Grammofy holt klassische Musik aus der verstaubten Ecke und macht sie mit einer Anwendung ähnlich wie Spotify wieder salonfähig. Christian Zöllner zeigt aus der Perspektive von Industrie 4.0 und der Maker Economy, wie Produktionssysteme demokratischer werden.

„Politik braucht neue Kommunikationswege. Dafür brauchen wir Leute wie euch“, so Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz im Gespräch mit Stephan Wirth von Gentlymad. Die vier Gründer des Spielestudios Gentlymad greifen mit ihrem Spiel „In Between“ das Tabuthema Tod auf und machen mit den heutigen technischen Möglichkeiten den Prozess des Sterbens erlebbar. „So ein Spiel macht das Thema besser begreifbar als jede Bundestagsdebatte über Sterbehilfe“, versichert Deligöz.

Eine Branche, der das Neudenken leicht fällt

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„Eine tolle Aktion und viele sehr interessante Impulse“, lobte Johannes Kahrs die Veranstaltung. Robin Höning von Endboss Projects berichtete von „PLATZprojekt“. „Statt irgendwo teuer Raum zu mieten, schaffen wir ihn einfach selbst. Auf Basis einer Container-Infrastruktur werden Projekte schnell und einfach realisiert. Wir stellen die Infrastruktur für andere Leute her, um Raum aufzumachen und Platz zu gestalten. Es müsste in allen Städten so ein Experimentierfeld geben.“ So werden Freiflächen um ein kulturell und sozial vielfältiges Angebot bereichert. „Lasst uns ein Projekt in Hamburg starten“, sichert Johannes Kahrs die Kontaktvermittlung zu.

Der Austausch zwischen Politik und Kultur- und Kreativschaffenden hat an diesem Tag gezeigt, dass die Politik bereit ist, auf dieses Potenzial zurückzugreifen. In Zeiten politischen Umbruchs gilt es, sich neue Wege und Methoden zu suchen, um die Wähler wieder besser zu erreichen. Kultur- und Kreativschaffende haben jetzt schon einiges in ihren Schubladen. Wenn die Politik zukünftig denken will, muss sie die Kultur- und Kreativwirtschaft als Experten an Bord holen.

Kreative verlangen nicht nur nach Förderung, sondern wollen beweisen, was sie können

Wir wollen, dass das Vorurteil der spät aufstehenden Kreativen und tagträumenden Künstler in den Schatten gestellt wird von einem besseren und wahren Bild: Die Kultur- und Kreativwirtschaft schafft Inspiration und Nutzen für andere Bereiche. „Wir wollen klarmachen, dass Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur nach Förderung verlangt, sondern bereit ist mitzumachen, zu wirken und zu unterstützen“, sagt Christoph Backes.

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Bundestagsabgeordneter Johannes Kahrs im Gespräch mit Robin Höning von Endboss Projects

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Johannes Kahrs testet die Out of Body Vision von The Constitute.

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Der mobile Showroom vor dem Bundestag

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Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz probiert die App von Grammofy aus

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Vielfalt: Die Kultur- und Kreativpiloten auf einem Haufen

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Der Doppeldeckerbus von Endboss Projects

Credits

Text: Celina Ponz, Komptenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: William Veder

Anstehende Veranstaltungen

  1. Sommerpavillon der Kultur- und Kreativwirtschaft

    21. Juni - 4. Oktober

Credits

Text: Celina Ponz, Komptenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: William Veder

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.