Michael Kellner im Interview
Seit dem Einbruch in der Veranstaltungsbranche sowie in kulturellen Institutionen wie Museen, Theater und Kino fehlen immer noch Produzent*innen oder Projektmanager*innen in Teilbereichen wie Film, darstellende Kunst, aber auch Design und Softwareentwicklung. Die Gründe dafür sind vielfältig. “Ausbildungsangebote müssen attraktiv gehalten werden,” betonte der Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft Michael Kellner und sprach damit das Matchingproblem und die nötige Modernisierung bestehender bzw. das Erschaffen neuer Ausbildungsgängen an. Es müsse daher weiterhin mehr in Ausbildungen und die Digitalisierung der Lehrinhalte im Inland investiert werden. Ein weiterer Schwerpunkt sei seiner Ansicht die erleichterte Einwanderung. Die Kultur- und Kreativwirtschaft könne ein Aushängeschild für das Land sein, indem Werte und Ideen vermittelt werden.
Andrea Nahles, die Vorstandsvorsitzende der Agentur für Arbeit & ehemalige Bundesministerin für Arbeit und Soziales, unterstützte Kellners Gedanken und verwies darauf, dass aktuell ca. 7,2 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Ihrer Meinung nach gibt es dort viel Handlungsspielraum: “Ungefähr die Hälfte kann man aus inländischem Potenzial gewinnen. Die andere Hälfte wird nur durch Zuwanderung kompensiert werden können,” erklärte Nahles. Ein bedeutender Faktor sei hierbei, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern, denn viele wären bereit, ihre Wochenstundenanzahl um mehr als 12 Stunden zu erhöhen. Dafür bräuchte es jedoch Flexibilität seitens der Arbeitgeber*innen, zum Beispiel wenn es darum gehe, mehr Homeoffice oder Gleitzeit zu ermöglichen. Darüber hinaus sollten Nahles zufolge Punkte wie Arbeit, mögliche Berufszweige und Praktika mehr in schulischen Lehrplänen verankert werden, vor allem im Austausch mit Eltern und Lehrer*innen. Frage man Schüler*innen nach den Berufen, die sie kennen, würden immer wieder die 20 gängigsten genannt werden. Speziell in der Kultur- und Kreativbranche sind viele Berufe unbekannt.