>>> English version
Innovation und Kreativität: Eine Suche nach Narrengold?
Regierungen und Unternehmer*innen sind sich in einer Sache einig: Innovation ist gewünscht, alle wollen mehr davon und unsere zukünftige Wirtschaft hängt von ihr ab. Trotz der Allgegenwart des Innovationsbegriffs ist nicht ganz klar, was genau er eigentlich bedeutet. Wir tendieren dazu, nach dem „Faktor x“ zu suchen, dem magischen Stoff, der Metall in Gold verwandelt. Obwohl die Alchemie von der Wissenschaft überholt wurde, haben wir leider die Romantik des Denkens über Innovation beibehalten.
Der Schlüssel zur Innovation ist nicht schwer zu finden: Wir müssen nur gründlich suchen. Studien über Menschen, die sich mit dem beschäftigen, was allgemein als innovativ angesehen wird, werden am besten durch die Metapher der Übersetzung dargestellt: nicht durch Transfer oder Austausch. Wissenstransfer/-Austausch ist ein Mechanismus schrittweisen Wandels, ein Zusatz (einer erhofften magischen Zutat).
Wir haben uns an Organisationssysteme gewöhnt, die Massenproduktion unterstützt und aufrechterhalten haben, die schrittweisen Wandel ermöglichten, aber nicht mehr. Dies hat uns dazu gebracht, Wissen zu sehen, als sei es kleinteilig und in sich geschlossen: wie ein Geburtstagsgeschenk. Jedoch ist Wissen „in freier Wildbahn“ situationsabhängig: Es bezieht seine Bedeutung und Werte aus den jeweiligen Kontexten und denjenigen, mit denen es interagiert. Nicht alle sind mit dem gleichen Geschenk zufrieden.
Innovation und Kreativität sind produktiv: Sie kreieren buchstäblich „Neuheit” und Neuheit bietet potentiellen Nutzen für die gesamte Gesellschaft.
Den Prozess der Sprachübersetzung kennen wir alle. Sogenannte maschinelle Übersetzung ordnet Wörter ihren übersetzten Gegenstücken zu. Oft ist das Ergebnis seltsam und verfehlt den Gegenstand und den Ton der Kommunikation. Erfahrene Übersetzer*innen nutzen Erfindungen, manchmal ein „falsches” oder ausgedachtes Wort. In genau diesem Moment entstehen Innovation oder Kreativität. Wir sagen dann: „Ah, ich verstehe!“
Die gegenwärtige Herausforderung besteht darin, die Wissenskontexte (Menschen, Orte, Ressourcen) so zu gestalten, dass Neues in die Welt kommen kann: Wir erkennen nicht, was neu ist, bevor wir es sehen (deshalb neigen wir dazu, den „Faktor X“ nicht zu erkennen: Wir können ihn nicht sehen).
Wir müssen uns von der Idee der Alchemie, der magischen Zutat, verabschieden. Wir müssen auch die Grenzen eines „additiven“ Prozesses der Produktionslinie und des Labors überschreiten. Innovation und Kreativität sind produktiv: Sie kreieren buchstäblich „Neuheit“ (teils als Objekt, mehr noch als Empfindung) und Neuheit bietet potentiellen Nutzen für die gesamte Gesellschaft. Alchemist*innen gelang es nur, das sogenannte Narrengold erfolgreich herzustellen. Eine Gesetzgebung, die entscheidet, welche Neuheiten es geben „darf“, ist ein Narrenspiel.
Innovation and Creativity: a search for ‘fools’ gold’?
Governments and Entrepreneurs are united on one issue: innovation is desirable; all agree that we need more of it, and our future economy relies upon it. Despite the ubiquity of the use of the term innovation, the problem is that it’s not clear precisely what it is. We tend look for the ‘x factor’, the magic missing ingredient. that will transform a base metal into gold. Whilst, alchemy has been replaced by science, sadly we have retained the romance in thinking about innovation.
The ‘solution’ to innovation is not hard to find: we need to just look carefully. Studies of people engaging in what is generally agreed to be innovative are best represented by the metaphor of translation: not transfer or exchange. Knowledge transfer/exchange is a mechanism of incremental change, an addition (of a hoped-for magic ingredient).
We have become accustomed to organisational systems that supported and sustained mass production, which enabled incremental change, but nothing greater. This has led us to view knowledge as if it were atomistic and self-contained: like a birthday present. However, knowledge ‘in the wild’ is relational; it takes its meaning and values from context and those interacting with: not everybody is satisfied with the same present.
Innovation and creativity are generative: they literally create ‘newness‘ and newness is of potential benefit to the whole of society.
The process of language translation is familiar to us all; so-called machine translation matches words with their translated counterparts. Often, the result is awkward, and misses the object as well as sentiment of communication. An experienced translator uses invention, sometimes a ‘wrong’ word, or a made up one. It is in this moment that innovation, or creativity, emerges. We say: ah, I understand!
The contemporary challenge is to manage the contexts of knowledge (people, places and resources) to enable ‘newness’ to enter the world: we do not recognise what is new before we see it (hence we tend to miss-recognize ‘factor x’: we can’t see it).
We need to move on from alchemy, the magic ingredient. We also need to break the bounds of an ‘additive’ process of the production line, and the laboratory. Innovation and creativity are generative: they literally create ‘newness’ (in part as an object; but more so as a sensibility), and newness is of potential benefit to the whole of society. Alchemists only succeeded in producing what is known as fools’ gold. Legislating on which newness to ‘allow’ is a fools’ game.
Credits
Text: Andy Pratt
Fotos: William Veder