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Mind The Gap – Forum Schleswig Holstein

Wie kann der Transfer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft gestaltet und vor allem verstetigt werden? An welchen Kriterien kann der Erfolg dieses Transfers gemessen werden? Wie können auch die mittelständischen Betriebe vom Transfer profitieren? Vor allem auf diese Fragen suchten die Teilnehmer des Länderforums „MIND THE GAP“ in Kiel nach den passenden Antworten.

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Trotz Xavier, der auch weite Teile Norddeutschland komplett lahmgelegt hatte, fanden sich an diesem Freitagabend über 40 Interessierte zusammen und tauschten ihre Ideen und Vorstellungen für eine gemeinsame Zukunft der Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aus.
Der Staatssekretär Schleswig-Holsteins, Dr. Thilo Rohlfs betonte in seiner Eröffnungsrede, wie wichtig ein funktionierender Transfer für die Zukunft jedes Wirtschaftsstandorts ist. Openspace und Co-Working-Spaces seien gute Beispiele dafür, wie ein gelungener Transfer zwischen Kreativen und Unternehmen aussehen kann.
Einen Eindruck, wie sich unsere Nachbarn in Österreich diesen Fragen nähern, vermittelte Michael Mondria, der Senior Director von Ars Electronica Solutions. Der Teil der „ARS Electronica“, der Lösungen für interaktive Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Brandlands & Exhibitions, Event & Show, Design und Urban Media Development schafft. Die nötigen Schnittstellen zwischen Gesellschaft, Technologie und Kunst zu schaffen, das sei das Ziel von Michael Mondria und seinem Team.
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„Wir wollen die Technologie nicht erklären. Wir wollen Einstiegspunkte vermitteln. Wir wollen die Leute berühren.“

Michael Mondria

Zusammen mit der Stadt Linz arbeiten sie bereits seit 1979 an dieser Aufgabe. Mehr als 1.500 Aussteller jährlich stellen auf der ARS Electronica ihre Konzepte aus und versuchen damit insbesondere jene zu erreichen, für die der Umgang mit neuen Technologien nicht zum Alltag gehört. „Wir wollen die Technologie nicht erklären. Wir wollen Einstiegspunkte vermitteln. Wir wollen die Leute berühren“ sagt Mondria und prognostiziert eine positive Entwicklung für die Kreativwirtschaft, denn: „Die Firmen werden mutiger. Sie verstehen allmählich die Sprache der Kunst.“
Um Sprache ging es auch Martin Fischbock von Light Instruments aus Kiel. „Wir mussten erst lernen die Sprache des Marktes zu verstehen und zu sprechen. Als Unternehmen mit einem Haufen von kreativen Menschen, war das nicht immer leicht. Das Kreative mit dem Unternehmerischen zu verbinden, das mussten wir erst lernen.“
Mind the Gap - Forum Schleswig Holstein
Mind the Gap - Forum Schleswig Holstein
Mind the Gap - Forum Schleswig Holstein

„Meine Vision ist es, dass die Unternehmer, kreativwirtschaftliche Dienstleistung so selbstverständlich bezahlen wie die Rechnungen vom Steuerberater oder Rechtsanwalt.“

Dr. Inge Schröder, Leiterin des Transferzentrums der Muthesius Kunsthochschule

In der abschließenden Diskussion über die Chancen eines erfolgreich gestalteten Transfers wurde deutlich, dass das was in vielen Start-Ups bereits Gang und Gebe ist, für viele Mittelständler tiefgreifende strukturelle Veränderungen bedeuten. Wie der Einstieg in eine Kultur des Austausches dennoch gelingen kann beschreibt Dr. Inge Schröder, Leiterin des Transferzentrums der Muthesius Kunsthochschule aus Kiel: „Die meisten Start-Ups, die ich kennengelernt habe, arbeiten interdisziplinär. Wir könnten alle davon profitieren, wenn wir öfter unterschiedliche Fachbereiche in unsere Projekte integrieren würden“. Nach wie vor scheint der Wandel der Arbeitswelt vielen Unternehmen Sorgen zu bereiten.

Das Problem liege nicht in der Bereitschaft der Unternehmen sich an diese Veränderungen anzupassen stellt Eva Klitz von Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes fest: „Es herrscht eine große Offenheit seitens der etablierten Unternehmen, Verbindungen mit den Kreativen einzugehen. Jedoch herrscht noch viel Unklarheit darüber, wie diese Verbindungen gestaltet werden sollen.“ Dr. Inge Schröder hätte da bereits einen Vorschlag: „Meine Vision ist es, dass die Unternehmer, kreativwirtschaftliche Dienstleistung so selbstverständlich bezahlen wie die Rechnungen vom Steuerberater oder Rechtsanwalt.“
Am Ende des Abends bleibt festzustellen, dass es auf viele Fragen, die in nächster Zeit auf die Arbeitswelt zukommen, noch keine klaren Antworten gibt. Und dennoch stimmt der Abend positiv, denn für einen erfolgreichen Transfer bedarf es den Austausch und wenn alle Parteien bereit sind die Sprache des Andern zu lernen, sind wir jetzt schon dabei die wichtigste Grundlage für einen Transfer auf Augenhöhe zu bilden.

In neun Foren in ganz Deutschland bringen wir Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Multiplikatoren, Experten und Unternehmern anderer Branchen zusammen, um über aktuelle Themen aus Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft zu sprechen. Mit Best Practice Beispielen und Cross-Innovation-Angeboten wollen wir den Know-How-Austausch fördern und neue Schnittstellen identifizieren und Partnerschaften ermöglichen.

Credits

Text: Martin Fischbock - Geschäftsführer li - Light Instruments GmbH

Fotos: Titel - William Veder

Anstehende Veranstaltungen

  1. Sommerpavillon der Kultur- und Kreativwirtschaft

    21. Juni - 4. Oktober

Credits

Text: Martin Fischbock - Geschäftsführer li - Light Instruments GmbH

Fotos: Titel - William Veder

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.