Messe-Workshop | GAT, Flughafen Tempelhof, Berlin – 25.09.2018

Messestand K73 im digitalen Zeitalter

Die Messe, der temporäre Marktplatz von Innovationen und Trends, steht vor neuen Herausforderungen: Die ehemals analog-limitierte Interaktion von Besucher*innen, Aussteller*innen und Messevertreter*innen verändert sich durch die Digitalisierung grundlegend. Das sinnliche Messeerlebnis live vor Ort bekommt einen neuen Stellenwert in Abgrenzung zur Onlinepräsenz. Gleichzeitig sollen stets die passenden Leute zueinander finden, Geschäftskontakte geknüpft und gefestigt werden, die Innovationen verständlich vermittelt und Kommunikations- anlässe für soziale Medien mitgedacht werden. Wie können diese neuen Anforderungen an das Format Messe realisiert werden?

Messe-Workshop | GAT, Flughafen Tempelhof, Berlin – 25.09.2018

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine Branche, die kreative Projekte und Lösungsansätze im Tagesgeschäft produziert und das Potenzial hat, auch in anderen Wirtschaftssektoren Innovationen hervorzubringen. Sie kreiert individualisierte Erlebniskultur am Puls der Zeit und bietet zudem breit gefächerte Expertise in den Bereichen Digitalisierung und Zukunftsgestaltung. Dies kann auch genutzt werden, um einen positiven Wandel in die Messewirtschaft zu bringen. In einer Kooperationsveranstaltung des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und dem Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA tauschten sich Expert*innen aus dem Messebereich und der Kultur- und Kreativwirtschaft aus, um Messe gemeinsam zukunftsfähiger zu machen.

Eine maßgebliche Herausforderung an die Messewirtschaft besteht darin, Zielgruppen adäquat anzusprechen, in deren Lebenswelt sich das Internet als zentrale Informationsquelle in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen etabliert hat. Um Messen für sie auch zukünftig attraktiv zu gestalten, gilt es, ihre Bedürfnisse bei einem Neuentwurf des Konzepts zu berücksichtigen. Denn es besteht Einigkeit darüber, dass der Messebesuch noch immer einzigartige Möglichkeiten bietet, einen Überblick über viele Innovationen und Trends zu erhalten, sie dabei mit allen Sinnen zu erfassen, direkt mit Fachpersonal ins Gespräch zu kommen und andere Interessierte zu treffen. Diese Vorteile können verstärkt herausgestellt werden, indem die individuelle, emotionale Erfahrung in den Mittelpunkt der Kommunikation gestellt und der Messebesuch als viele Sinne ansprechendes Gesamterlebnis inszeniert wird.

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Die Kultur- und Kreativwirtschaft kann dabei an vielen Stellen entscheidende Impulse setzen, sowohl in künstlerischen Kontexten als auch für die Gesamtstrategie des Messebetriebs. Um zu garantieren, dass die einzelnen Komponenten einander ergänzen, kann das inszenatorische Know How von Theaterregisseur*innen, Spieleentwickler*innen, Lichtdesigner*innen oder Soundkünstler*innen hilfreich sein.

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Ein Update in vielen Bereichen kann sich sowohl für die Messe als Ganzes als auch den einzelnen Messestand lohnen. Genau wie im Großen stellt auch hier die Inszenierung eines individuellen Erlebnisses die zentrale Aufgabe dar, denn durch die persönliche Erfahrung wird eine neue Qualität der Kommunikation erreicht und die innovativen Potenziale eindrücklicher vermittelt.

Ein durchdachtes Ausstellungsdesign, ein passendes Food-Konzept oder ein musikalisches Programm trägt zudem zu einer Atmosphäre bei, die die Generationen Y und Z von festivalähnlichen Großevents kennen und wertschätzen. Die Akteur*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft können hier mit ihren Expertisen und konkreten Praxisbeispielen passgenaue Impulse geben, um ganz unterschiedliche Komponenten effektiv in die Inszenierung des Messebesuch einzubinden und damit eine Situation zu erzeugen, die sowohl den direkten fachlichen als auch informellen persönlichen Austausch aller Beteiligten fördert.

Ein weiterer positiver Effekt einer interaktiven Gestaltung von Messeständen ist neben dem gesteigerten Verständnis auch die gesteigerte Eignung als Social Media Content. Ein Stand mit ansprechendem Design oder überraschenden Inhalten, der geeignete Vorlagen für Posts auf Instagram oder Facebook bietet, sichert sich vermehrt die Aufmerksamkeit der Besucher*innen. Davon profitieren beide Seiten: Besucher*innen bauen im Erleben einen persönlichen Bezug zu den präsentierten Produkten und Dienstleistungen auf, können ihre Accounts mit kreativem Content füttern und promoten gleichzeitig die entsprechenden Unternehmen.

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Der Messebesuch im virtuellen Raum

Die Digitalisierung verändert nicht nur den Messeraum als solchen, durch Innovation aus der Kultur- und Kreativwirtschaft kann er auch in andere Sphären vorstoßen: Virtual- und Augmented Reality-Lösungen können den Messestand abstrahieren und im virtuellen Raum verfügbar machen. Einerseits bietet die Technologie die Möglichkeit, am Messestand neue Perspektiven auf die Produkte zu eröffnen, Einblicke in den Produktionsprozess und das Unternehmen zu gewähren oder zusätzliche Produktinformationen abrufbar zu machen. Darüber hinaus kann die zeitliche und örtliche Gebundenheit der traditionellen Messe durch Virtual Reality aufgelöst werden.

Virtuelle Messestände im Internet ermöglichen, dass Produkte und Ansprechpartner*innen allerorts und jederzeit kennengelernt werden können. Ein virtuelles Messeerlebnis, das individuelle Interessengebiete abdeckt und passende Produktsegmente algorhythmisiert anbietet, ist mit Virtual Reality gestalt- und machbar. Einige Akteur*innen in der Kultur- und Kreativwirtschaft implementieren Virtual Reality bereits erfolgreich in unterschiedliche Systeme. Eingesetzt werden sie zum Beispiel zur besseren Vernetzung von Produkten und Kund*innen oder um zu ermöglichen, dass Kunstwerke dank eines Gesamtkonzepts aus zusätzlichen audiovisuellen und inhaltlichen Komponenten ganz neu betrachtet werden können. Die Kreativwirtschaft hält damit also konkrete Ansätze parat, um den Website-, Museums- und auch den Messebesuch zu transformieren.

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Die Zeiten ändern sich, doch die Messe bleibt. Um das Messegeschäft zukunftsfähiger zu machen, stellt sich die Frage nach dem konkreten Umgang mit verschiedenen Digitalisierungsaspekten und dem Wandel innerhalb der Gesellschaft. Damit das analoge und zeitlich begrenzte Format der Messe auch in der Zukunft attraktiv bleibt, werden Erlebnisorientiertung, das konzeptuelle Mitdenken möglichst vieler Anlässe zur Nutzung als Social Media Content und die sinnvolle Einbindung neuer Techniken in das Storytelling zur Vermittlung der präsentierten Inhalte zu elementaren Erfolgsfaktoren. Durch kreativen Einsatz von VR-Technologie kann das individuelle Messeerlebnis zusätzlich von Raum, Zeit und dem Messepublikum entkoppelt werden. Die Kultur- und Kreativwirtschaft hält damit für die Transformation der traditionellen Messe zum Teil eines Lebensgefühls die passenden Werkzeuge bereit.

Credits

Text: Felix Haas und Wiebke Müller

Fotos: William Veder

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Felix Haas und Wiebke Müller

Fotos: William Veder

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.