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Von der Reaktion zur Antizipation: 4 Fragen zur Zukunft, die sich alle Unternehmer*innen stellen sollten

Vielleicht noch nie war die Zukunft mit so viel Unsicherheit behaftet wie heute. Umso wichtiger, dass man als Unternehmer*in lernt, damit umzugehen. Wirtschaftsredakteur Martin Kaelble über vier Fragen, die sich jede*r stellen sollte, um für Ungewissheit gewappnet zu sein.

Für viele Unternehmer*innen ist die Zukunft eher Chance als Bedrohung. Als Startup ist die Zukunft sogar fast eine Art Existenzberechtigung, schließlich basiert hier das gesamte Geschäftsmodell auf einem Zukunftsversprechen. Doch wir leben in einer Welt, in der die Zukunft mit so viel Ungewissheit behaftet ist, dass es zunehmend einer größeren Beschäftigung mit ihr bedarf. Einer Beschäftigung, die weit darüber hinaus geht, die Märkte zu beobachten. Es ist nicht damit getan, in einem Excel-Sheet einen Best- und einen Worst-Case für den eigenen Finanzplan zu entwerfen. Sondern es geht viel mehr darum, so konkret wie möglich verschiedene Zukünfte zu entwerfen, sie fast schon zu modellieren und zu schauen, welche Auswirkungen das dann für ganz verschiedene Bereiche des eigenen Unternehmens hat. Immer mit der Frage im Hinterkopf, womit man direkt schon heute anfangen kann, um sich auf diese verschiedenen Szenarien und Entwicklungen einzustellen.

Wir leben in einer VUCA-Welt. VUCA, das steht übersetzt für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit – Bedingungen, in denen nicht nur Unternehmer*innen heute zunehmend operieren müssen. Ein Akronym, das erstmals 1987 in Anlehnung an die Führungstheorien von Warren Bennis und Burt Nanus verwendet wurde. Klimawandel, Pandemien und geopolitische Verschiebungen werden dazu beitragen, dass das U in diesem Akronym in den kommenden Jahren noch mehr Bedeutung bekommt.

Denn mal ganz ehrlich: Schon 5 Jahre in die Zukunft zu schauen, ist wirklich schwierig geworden. Gehen wir nur einmal fünf Jahre zurück, in das Jahr 2016. Hätte man damals damit gerechnet, dass wir zwei Jahre Pandemie durchleben würden? Hätte man als Unternehmer*in damals gedacht, dass Remote Work normal, Geschäftsreisen total ungewöhnlich und die Idee von Büro völlig überdacht werden müsste?

Wir leben in einer VUCA-Welt. VUCA, das steht übersetzt für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit – Bedingungen, in denen nicht nur Unternehmer*innen heute zunehmend operieren müssen.

Martin Kaelble

Eine Pandemie lässt sich nicht vorhersagen. Andere Entwicklungen schon eher. Je digitaler man schon vor der Pandemie aufgestellt war, je mehr man New Work als Unternehmen gelebt hat, desto leichter fiel die Anpassung auf den enormen Einschnitt einer Pandemie. Analog dazu: Wer heute schon in Richtung klimaneutralen Wirtschaftens unterwegs ist oder die eigene Arbeitsstruktur auch für den Fall von Naturkatastrophen vorbereitet, wird in fünf Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit besser aufgestellt sein. 

Doch selbst wenn wir manche Dinge halbwegs antizipieren können: Viele Risiken, Unklarheiten und Fragezeichen bleiben dennoch, nichts lässt sich mit Gewissheit prophezeien. Nehmen wir nur den Klimawandel. Wir wissen, dass wohl vermutlich mehr und mehr Naturkatastrophen auf uns zukommen werden, auch hier in Europa. Doch mit ganz exakten Prognosen, wen es wo, wie und wie stark treffen wird, ist es nicht so einfach. Wie geht man also als Unternehmer*in mit diesen Zukunftsrisiken um? Ein Weg ist es, Szenarien zu entwickeln, welche Zukünfte vor einem liegen könnten. Und zwar sehr konkret. Denn Unsicherheit bedeutet letztlich, dass eben nicht nur eine mögliche Zukunft vor einem liegt. 

Dabei sollten sich Unternehmer vier Kernfragen stellen, welche Zukünfte in 5 Jahren eintreten könnten:

  1. Wird in 5 Jahren mein Geschäftsmodell noch funktionieren? Was ist heute schon erkennbar, was es unter Druck bringen könnte? Und wie kann man dann darauf reagieren?
  2. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf mein Unternehmen? Wie verändert sich hierdurch mein Geschäftsmodell? Dekarbonisierungsprozesse brauchen Zeit – was muss ich also heute schon dafür anstoßen?
  3. Wie wird meine Workforce in 5 Jahren aussehen? Welche besonderen Bedürfnisse und Erwartungen bringt eine neue Generation in punkto Arbeitskultur und -werte, beim Bewerbungsgespräch, in der Karriereplanung mit sich? Welchen Management-Style wird es erwarten? Und wie kann ich mich heute bereits darauf einstellen?
  4. Wie werden wir generell arbeiten? Werden wir noch in Büros arbeiten? Wie wird die richtige Balance zwischen Remote und physischer Präsenz sein? Wie muss ich dementsprechend schon heute bestimmte Mietverträge oder Büroinvestitionen planen?

All diese Frage helfen, Szenarien für multiple Zukünfte zu entwickeln. Und auch wenn man dadurch letztlich die Unberechenbarkeit nicht komplett beseitigen kann, so ist man aber zumindest besser vorbereitet. Und so wird aus der Zukunft zu einem gewissen Grad etwas Gestaltbares, statt etwas, das unvorbereitet über einen kommt. Selbst wenn es nicht eine Zukunft, sondern vielleicht ganz verschiedene Zukünfte sind.

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Text: Martin Kaelble

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Text: Martin Kaelble

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Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.