Ort der Diveristät

Ein Ort der Diversität

Normalerweise begibt sich in der Reihe „Orte der Zukunft“ der freie Journalist Björn Lüdtke auf die Suche nach Orten, an denen Menschen Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit nachspüren. Dieses Mal hat Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen) einen solchen Ort der Zukunft gefunden und somit überlassen wir ihr in einem Takeover das Feld.
Zusätzlich kommt Christian Stahl zu Wort, dessen Kommunikationsberatung Stahlmedien Ekin Deligöz als Ort der Zukunft identifizierte. Dabei geht es um einen selbstbewussten demokratischen Diskurs, die Macht von Emotionen und Storytelling und die Frage, wie können Narrative als Verstärker von Haltungen und Meinungen funktionieren?

Takeover mit Ekin Deligöz MdB

Im Rahmen unserer Tour durch Deutschland zu Orten der Zukunft haben wir unter anderem auch Bundestagsabgeordnete und Politiker*innen nach ihrem Ort der Zukunft gefragt: Sei es im Rahmen der Digitalisierung, bei der Entwicklung alternativer Quartiere in ländlichen und urbanen Räumen oder im großen Themenfeld des Storytellings, wie haben viele unterschiedliche Orte genannt bekommen. Ekin Deligöz (Mitglied des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen) nannte einen Ort der Diversität, an dem rhetorische Werkzeuge entwickelt werden, mit denen sich Politiker*innen den sich veränderten Herausforderungen in der parlamentarischen Kommunikation und den Fraktionsstrukturen im Parlament stellen können.

Ekin Deligöz

Ekin Deligöz ist eine deutsche Politikerin, die im Jahre 1988 mit 17 Jahren ihrer Partei beitrat. Seit 1998 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2013 Mitglied des Haushaltsausschusses für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Gespräch Ekin Deligöz und Christian Stahl

Zusammenarbeit mit Stahlmedien

Demokratische Debatte

Ekin Deligöz: „Als Bundestagsabgeordnete bin ich redeerfahren. Das Wort ist mein Handwerk, dennoch erfordern ungewöhnliche Situationen ungewöhnliche Antworten. Der Einzug von Populismus und Chauvinismus ins Parlament, das Fallen aller gesellschaftlicher Tabus im Umgang miteinander in den sozialen Medien und das Übertragen der Konsequenzen daraus in die reale Welt fordert uns alle inzwischen täglich heraus. Das gilt für uns als Politiker*innen aber das gilt auch für alle Menschen im täglichen Leben, im Job, als Erzieher*innen, Verkäufer*innen oder privat, im Verein. Wir alle müssen lernen damit umzugehen. Stahlmedien haben für uns einen Rahmen gestaltet, um den Umgang damit zu lernen. Ich finde sehr erfolgreich.“

Christian Stahl: Uns ist es wichtig, rhetorische Tools für eine selbstbewusste demokratische Debatte zu entwickeln  und europaweit vor allem auch junge Leute dafür zu empowern. Es ist verblüffend, wie genau sich die Neuen Rechten zum Beispiel an die Struktur der Heldenreise halten und für ihre Zwecke als Anti-Heldenreise missbrauchen.  Dabei verwenden sie eine Rhetorik, die auf Lügen, Verachtung, Diskriminierung, Hass, Angst und Abweisung aufbaut. Deshalb machen wir uns dafür stark, die Kraft der Erzählung wieder bewusst zu machen. Wir geben Menschen und Politiker*innen wie Frau Deligöz Instrumente an die Hand, um ihre eigene Geschichte zu erzählen.“

Gespräch Ekin Deligöz und Christian Stahl

Streiten lernen I

Was Storytelling mit Politik zu tun hat

Ekin Deligöz: „Die Konflikte unserer Zeit sind komplex, ebenso die Antworten. Politik lebt aber von überzeugenden Argumenten. Storytelling ist ein Weg, um sich verständlicher ausdrücken zu können, ein Bild zu schaffen. Ratio und Emotio gleichermaßen ansprechen zu können, damit am Ende gute und richtige Argumente gewinnen und nicht die lautesten.“

Christian Stahl: „Gute Erzählerinnen und Erzähler verkörpern, was sie sagen und nehmen ihr Publikum auf eine Heldenreise mit, dem Ursprung jedes Storytellings“.*

Heldenstory

Zur Heldenreise: Joseph Campbell war ein US-amerikanischer Professor und Autor auf dem Gebiet der Mythologie. Er hat Mythen, Romane und Filme auf ihre Grundstruktur untersucht und festgestellt, dass gute Geschichten einer gewissen Struktur folgen. Das geht ungefähr so: Ruf des Abenteuers, Begegnung mit einem Mentor, Prüfungen und Hürden (oft Konflikte mit Feinden), Belohnung und Rückkehr zum Ausgangspunkt — aber eben mit der Belohnung im Gepäck, oft das Elixier der Erkenntnis.

Streiten lernen II

Warum Stahlmedien ein Ort der Zukunft ist

Ekin Deligöz: „Die Stärke von Stahlmedien liegt in der Diversität der Menschen, die dort arbeiten. Kunst und Sachverstand, Kreativität und Pragmatismus, Männer und Frauen mit den unterschiedlichsten Begabungen, Sichtweisen und Lebensentwürfen und Erfahrungen – Stoff aus dem Erfolg gewebt werden kann. Kultur- und Kreativwirtschaft bringt mit ihren Ideen und Projekten Menschen zusammen, überwindet Grenzen und schafft Hürden der Kommunikation ab. Hier wird Inklusion gelebt und Teilhabe gestaltet. Dort wo Hürden fallen, Zugang niedrigschwellig ist, kann Demokratie gelebt werden. Das bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechter und sexueller Orientierung zusammen. Das schweißt uns als eine Gesellschaft zusammen, in der alle dazu gehören und keiner außen vor bleibt. Das muss unsere Antwort auf die lauten Spalter unserer Zeit sein.“

Christian Stahl: „Bei Stahlmedien arbeiten Menschen mit sehr verschiedenem Backgrounds,  die durch ihre Erfahrung  in Leadership, Bühne und Kommunikation wertvolle Perspektiven mitbringen. Bei uns arbeiten ausgebildete Sänger*innen, Theatermacher*innen, Coaches:  alle im Team kennen die Bühne. Ich war früher ARD-Journalist und saß als Buchautor selbst als Gast in Talkshows. Darum kenne ich den Druck, vor Millionen von Zuschauer*innen Rede und Antwort zu stehen. Mir ist es wichtig, dass wir nicht nur in der Theorie wissen, wie Bühne funktioniert.“

DSC01931
DSC01966
Ekin Deligöz
Ekin Deligöz

Mutig und schlagkräftig

Wie nun umgehen mit der veränderten Kommunikationskultur?

Ekin Deligöz: „Wir sind mutig, vorbereitet, schlagkräftig und lassen uns nicht einschüchtern. Damit verteidigen wir Tag für Tag die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: Minderheitenrechte, Gleichstellung von Frauen und Männern, Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit in einem Sozialstaat, faktenbasierte Argumentation und keinen Millimeter für Hass und Hetze! Die Farbe dieser Gesellschaft ist bunt!“

Christian Stahl: „Am besten geht man gar nicht auf Lügen und Hass ein, sondern tritt ihnen selbstbewusst mit einer klaren demokratischen Haltung entgegen, sagt ‚Nein, ich rede nicht worüber du reden willst, sondern ich rede über das, was ich will. Ich verkörpere Deutschland und unsere Grundwerte wie Vielfalt und Pluralismus. In der Summe ist Deutschland all das, was ihr verachtet und bekämpft’. Und natürlich mit Witz und Ironie arbeiten, damit kommen Populisten auch nicht so richtig klar.“

Ekin Deligöz hat uns ihren Ort der Zukunft gezeigt. Ein Ort, der sich mit aktuellen und traditionellen Narrativen beschäftigt und der sich für den demokratischen Austausch stark macht. Narrative sind wichtig und bieten im persönlichen Umgang ebenso wie auf Social Media und in öffentlichen Debatten, in der Politik, in Wirtschaft und Gesellschaft wichtige Impulse.

Die Zusammenarbeit von Ekin Deligöz und Christian Stahl weist auf Möglichkeiten hin, mit Politikverdrossenheit umzugehen und mehr bürgerliche Beteiligung und Austausch zuzulassen. Storytelling ist ein wichtiges Mittel, das zu ermöglichen, und eine wesentliche Kompetenz der Kultur- und Kreativwirtschaft, zu der auch die Agentur Stahlmedien gehört.

 


 

Was sind die Orte der Zukunft?

Überall im Bundesgebiet gibt es Orte, an denen sich Menschen mit Zukunftsgestaltung beschäftigen, neue Ideen testen und Lösungsansätze entwickeln. Um einen Überblick zu gewähren, wo solche Orte zu finden sind und eine Vorstellung zu vermitteln, bei welchen Themen die Kultur- und Kreativwirtschaft sinnvolle Impulse für die Zukunft liefern kann, schicken wir den freien Journalisten Björn Lüdtke genau dorthin – auf eine Reise durch Deutschland und die Zukunft. Hier können Sie seine Route komplett verfolgen. Die “Orte der Zukunft” sind Teil des Fiction Forums der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Kennen Sie auch einen Ort der Zukunft? Dann schreiben Sie uns: presse@kreativ-bund.de

Ekin Deligöz

Credits

Text: Björn Lüdtke & Katja Armbruckner

Fotos: Katja Armbruckner

Anstehende Veranstaltungen

  1. Dossier Live: Internationalisierung in der Kultur- und Kreativwirtschaft

    10. Oktober, 13:00 - 14:00
  2. Unboxing KI

    17. Oktober, 17:30 - 20:00
  3. Innovation Camp 2024 Creative Care

    24. Oktober - 26. Oktober
  4. 2. Fachkräftekongress der Kultur- und Kreativwirtschaft

    27. November

Credits

Text: Björn Lüdtke & Katja Armbruckner

Fotos: Katja Armbruckner

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.