Aber wie kann man sich die Umsetzung einer solchen digitalen Performance vorstellen? Bei „Lockdown“ befindet sich das Publikum eben nicht in einem Theaterraum, sondern in den eigenen vier Wänden – mit einem Smartphone in der Hand, auf dem der Messenger Telegram installiert ist. Und schon kann es losgehen: Alle Teilnehmer*innen werden einem fiktiven WG-Gruppenchat zugefügt. Protagonist Chris, der diesen Chat verwaltet, schickt an seine Mitbewohner*innen, zu denen man für die Dauer dieses Spieles dazugehört, die Nachricht, dass die gemeinsame Mitbewohnerin Tess seit Stunden verschwunden ist. Eine Tatsache, die unter normalen Umständen nicht weiter besorgen würde. Aber in Zeiten des Corona-bedingten Lockdowns doch ungewöhnlich ist: Denn wo soll sie bitte sein?
Und so geht eine gemeinsame Spurensuche los. Wie hat sie ihren Tag verbracht, welche Aufträge hatte sie in ihrem Job als Fahrradkurierin – und welche anderen Personen waren involviert? In der Chat-Gruppe wird sich ausgetauscht, es werden Links zu Websites und Telefonnummern von Kontakten verschickt, die wichtige Hinweise zum Verbleib von Tess geben können, außerdem viele Textnachrichten, Fotos und Voice-Messages. „So entsteht ein kleiner Krimiplot, in dem immer mehr Spuren zusammengeführt werden, sodass die Spieler*innen, wenn es gut läuft, Tess auf die Schliche kommen“, erklärt Clara.
In einer fiktiven WG spielen drei bis vier Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland miteinander; zehn Spiele finden gleichzeitig statt und werden vom machina-ex-Team inszentiert. Nach jedem Spiel, das etwa zwei Stunden geht und je nach Interaktion der Teilnehmer*innen immer ein wenig anders verläuft, gibt es die Möglichkeit, sich mit den anderen Beteiligten in einem Online-Meeting auszutauschen. So gibt es ein gewisses Live-Gefühl und eine gemeinsame Teilhabe mit den anderen Besucher*innen inklusive.