Eva Kiltz, Foto: Hartmut Schneider

Mit der neuen Arbeitswelt auf Roadshow

Eva Kiltz ist Transfermanagerin beim Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Wir stellen sie und ihren Themenschwerpunkt Kultur, Arbeit und Gesellschaft vor.

Eva Kiltz, Foto: William Veder

In der Jägerstraße 65.

70 Prozent der Arbeitsplätze, so wie wir sie heute kennen, sollen in den kommenden Jahren durch die Digitalisierung verschwinden. Doch voraussichtlich nur zehn Prozent in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Was können wir also von der Branche lernen? Welche Techniken aus der Kultur- und Kreativwirtschaft geben der Digitalisierung ein Gesicht? Fragen, mit denen sich Eva Kiltz in ihrer Arbeit beim Kompetenzzentrum auseinandersetzt. Nach Stationen als Musikerin, Musikpromoterin, Netzwerkerin und Geschäftsführerin beim Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen (VUT) erweitert und transferiert Eva Kiltz nun die Chancen und Potenziale kreativwirtschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen in und für die Bereiche Kultur, Arbeit und Gesellschaft.

Eva, du warst selbst Akteurin der Kultur- und Kreativwirtschaft – und zwar Musikerin. Welches Instrument spielst Du?

Ich habe Saxophon und Klavier studiert, bei mir zuhause gibt es aber noch viel mehr Instrumente, darunter zwei kleine Trommeln, eine Klarinette und eine Kalimba, ein afrikanisches Daumenklavier.

Machst Du noch Musik?

Ich bin seit Jahren nicht mehr wirklich aktiv. Mitgenommen aus der Zeit habe ich aber ein Faible für Blasinstrumente aus aller Welt, wie zum Beispiel die türkische Ney, das armenische Duduk oder das australische Didgeridoo, die ich auch leidlich spielen kann.

Vermisst Du das Leben als Musikerin?

Ich vermisse es, mit anderen zusammen Musik zu machen. Das ist ein einzigartiges Erlebnis, jeder sollte das einmal im Leben machen. Aber das Leben als Musikerin vermisse ich nicht. Da steckt zu viel Herzblut für zu wenig Wertschätzung drin, besonders was das Geld angeht…

Dein Schwerpunkt als Transfermanagerin ist der Bereich Kultur, Arbeit und Gesellschaft. Welche Themen und Trends beschäftigen dich momentan besonders? 

Die völlige Neuorganisation des Arbeitslebens – angespornt durch Digitalisierung und Automatisierung. Der nicht zuletzt daraus entstehende rasante gesellschaftliche Wandel. Die Rolle der Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft in und für den öffentlichen Diskurs. Die Neuorganisation des Zusammenlebens und Wirtschaftens im ländlichen Raum. Immer betrachtet aus der Perspektive der Kernthese, dass die Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft als Vorreiter und Treiber dieser Themen so früh wie möglich gehört und eingebunden werden sollten, weil wir so schneller gute Lösungen für komplexe Probleme finden können.

Eva Kiltz, Foto: William Veder

In der Jägerstraße 65.

Eva Kiltz, Foto: William Veder

Begrüßung beim Fellows-Forum in Goslar.

Welche Veranstaltungen hast Du in diesem Jahr in deinem Themenfeld geplant? 

Im März diskutieren wir zur Munich Creative Business Week bei Enrico Palazzo neue Arbeitswelten in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Außerdem debattieren wir auch darüber, wie verschiedene Disziplinen der Kreativwirtschaft das Storytelling revolutionieren. Besonders freue ich mich auf die beiden Praxisworkshops in diesem Jahr zur Zukunft des gesellschaftlichen Miteinanders und zur Zukunft der Arbeit, in denen wir ausprobieren wollen, welche Formate sich besonders gut eignen, um die Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft in diesen übergreifenden Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft zu erschließen. Wenn es dann noch gelingt, gemeinsam mit den Fellows die Kompetenzen der Akteure im ländlichen Raum zu bündeln und mit ihnen zusammen auf Roadshow zu gehen, wäre ich mit dem Jahr schon ziemlich zufrieden.

Um neue Arbeitswelten in der Kultur- und Kreativwirtschaft geht es beim Forum des Kompetenzzentrums im Rahmen der Munich Creative Business Week. Vor welchen Herausforderungen stehen die Akteure? 

Die eingeladenen Akteure sind nicht einfach Komponist oder Journalist oder Designer oder TV-Produzent. Sie sind Pioniere ihrer Profession. Mit der Art, wie sie arbeiten, welche Aufgaben sie sich stellen und welche Themen und Techniken sie anwenden, revolutionieren sie das Selbstverständnis nicht nur ihrer eigenen Branche und geben damit einen Vorgeschmack auf zukünftige Arbeitsfelder.

Ich bin sehr gespannt, was sie erzählen werden, wo sie mit Herausforderungen konfrontiert waren  und welche Lösungen sie für diese gefunden haben. Ich jedenfalls dachte bei der Recherche: Wow, wenn die Arbeitswelt der Zukunft so aussieht, dann wird Arbeit in Zukunft nicht nur sehr vielen Leuten sehr viel mehr Spaß machen als heute, sondern auch deutlich menschlicher, wissensorientierter und effizienter sein.

Eva Kiltz, Foto: William Veder

Begrüßung beim Fellows-Forum in Goslar.

Eva Kiltz und Fellow Daniel Plettenberg

Mit Fellow Daniel Plettenberg.

Woran macht sich bei Dir persönlich der Wandel der Arbeitswelt bemerkbar?

Ich denke beruflich in Themen und Projekten, die mich faszinieren und gehe dieser Faszination nach. Damit surfe ich auf einem Megatrend, der aber im Bewusstsein unserer Gesellschaft, in der viele Menschen nach wie vor ein Normarbeitsverhältnis anstreben, noch nicht richtig angekommen ist.

Als Tochter von zwei Programmierern bin ich natürlich auch total angefixt davon, wie man neue Technologien sinnvoll nutzen kann. Technik findet derzeit noch oft um der Technik Willen Anwendung. Ich habe den Eindruck, dass neue Technologien, so wie sie gerade eingesetzt werden, viele Menschen überfordern und davon abhalten effizient und/oder wirksam zu sein. Das erzeugt Missverständnisse, Fehler und Stress.

Was würdest Du ändern? 

Wenn ich sehr viel Geld zur Verfügung hätte, würde ich gerne gemeinsam mit Forschern, Ingenieuren, Psychologen, Ärzten und Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft Anwendungen entwickeln, die einerseits sich wiederholende und unangenehme Arbeiten automatisieren und dadurch Zeitressourcen freimachen, die es andererseits ermöglichen, die direkte Kommunikation, spielerisches Erfinden und Optimieren von Produkten und Prozessen sowie die Achtsamkeit zwischen Menschen ins Zentrum der Arbeit zu stellen.

Eva Kiltz und Fellow Daniel Plettenberg

Mit Fellow Daniel Plettenberg.

Das Transferteam

Die Transfermanager unterstützen die Unternehmerinnen und Unternehmer der Kultur- und Kreativwirtschaft durch spezifische Maßnahmen, Vernetzungsangebote und neue Impulse: Sie machen ihre Potenziale sichtbarer und sensibilisieren neue Partner für innovative Lösungen und Kooperationen mit der Branche. Über ganz Deutschland verteilt bieten die Transfermanager in diesem Jahr spannende Foren, Workshops und Kooperationsveranstaltungen an, bei denen sie ihre Expertise einbringen.

Veranstaltungen „Kultur, Arbeit & Gesellschaft“
(eine Auswahl)

10.03. München
Was wäre wenn? Neue Arbeitswelten in der Kultur- und Kreativwirtschaft

17. – 19.03. Tutzing
Politisches Design – Demokratie gestalten

06.04. Pirmasens
Innovation durch Kooperation
Panel im Rahmen der Kreativvitti

11.05. Berlin
Workshop: Zukunft des gesellschaftlichen Miteinanders

Weitere Informationen:
https://kreativ-bund.de/veranstaltungen

Kontakt:
kiltz@kreativ-bund.de
T 030 – 2088891-19

Credits

Text: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Hartmut Schneider (UNICEF), William Veder, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Anstehende Veranstaltungen

  1. Sommerpavillon der Kultur- und Kreativwirtschaft

    21. Juni - 4. Oktober

Credits

Text: Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Fotos: Hartmut Schneider (UNICEF), William Veder, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Künstliche Intelligenz als Werkzeug von Kreativen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert tiefgreifend, wie wir leben, arbeiten und auch politisch partizipieren. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist, sowohl die politische Teilhabe zu stärken als auch die Demokratie vor digitalen Bedrohungen zu schützen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird beispielsweise kreative Teilhabe für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich, indem komplexe Werkzeuge und Techniken auch ohne tiefe Fachkenntnisse genutzt werden können. KI ermöglicht es Menschen aus verschiedenen Hintergründen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen und neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit zu erkunden. Das fördert die Vielfalt und Innovation in der kreativen Landschaft. Gleichzeitig stellt diese Entwicklung die traditionellen Vorstellungen von Urheberschaft und Originalität infrage, da KI-gestützte Kreativität zunehmend die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Schöpfung verwischt.

Auch die Fragen, was Kreativität bedeutet und wo die Kernkompetenzen der Kreativschaffenden liegen, werden an Wichtigkeit gewinnen und ihre Antworten sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. KI ist auf dem heutigen Stand eher nicht „kreativ“ – aber sie verändert kreative Prozesse. Sie kann Kreativschaffende in ihrer Kreativleistung unterstützen, sie erweitern und als Inspirationsquelle dienen.

In unserer Kurzreportage sprechen wir mit den Künstlern Julian van Dieken und Roman Lipski über das Potenzial von KI als künstlerische Muse und Werkzeug, das neue Zugänge und Innovationsprozesse ermöglicht.