Wieviel KI-Wissen müssen denn umgekehrt die Kreativen erwerben?
Christian: Wir wollten beim Innovationcamp die Teilnehmer*innen in die Situation versetzen, dass sie vielleicht zum ersten Mal mit Fachexpert*innen zusammen Schulter an Schulter an konkreten Problemen arbeiten. Dass man mal sieht, wie so ein Algorithmus trainiert wird, mit welchen Daten muss man da arbeiten, was brauchen Programmierer*innen, wenn sie an so einem Algorithmus schrauben. Der Debatten-Fokus lag ja lange auf diesen ganz großen Zukunftsvisionen, wie uns die KI als solche als Menschheit ablösen könnte. Das ist sicherlich auch sehr öffentlichkeitswirksam, aber wir wollten dem eine Verständnisebene hinzufügen.
Habt ihr Erkenntnisse mitgenommen, an welchen Stellen ihr weitere Kompetenzen vermitteln wollt?
Jennifer: Ich finde, dass neben Kompetenzen das Thema Transparenz extrem wichtig ist. Das Team um das Weizenbaum-Institut zum Beispiel hat einen Anwendungsfall erarbeitet, bei dem eine KI entscheidet, ob ein Angeklagter schuldig ist oder nicht. Das hat ganz gut gezeigt, in welche Richtung diese Entwicklung auch gehen kann. Da können Gefahren liegen, Manipulationen zum Beispiel oder Monopole. Das ist ein Bereich, in den die Kultur- und Kreativwirtschaft mehr reingehen kann, um diese Art von Reflexionsvermögen und Transparenz herzustellen.
Egal welche Kompetenzen ausgetauscht oder erlernt werden sollen, ich glaube es ist vor allem wichtig Menschen interdisziplinär zu vernetzen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam Ideen weiterzuentwickeln und zu erarbeiten. Für gute Innovation braucht man ergebnisoffene Experimentierflächen, egal ob in der KI oder in anderen Bereichen.
Christian: Es wäre ein großes Plus, wenn wir mit solchen Formaten weiter dafür sorgen könnten, dass unsere höchst innovativen Impulsgeber*innen mit Leuten aus den großen Firmen und öffentlichen Einrichtungen zusammenkommen. Die Bundesregierung hat ja vor ein paar Monaten ihre große KI-Strategie vorgelegt, da wäre das ein wichtiger Beitrag.