Fellow_Forum_Winteredition__0121_grau

Von Mäusen am Stiel oder warum es sich lohnt, neue Welten zu entdecken

Wie sieht die Gegenwart der Zukunft aus? Das erste Fellow Forum 2019 lud gleich zu mehreren Zeitreisen ein, an deren Ende stets die Erkenntnis stand: Die Zukunft, sie hat längst begonnen.

Gerngross Glowinski Fotografen

Fellow Forum Winteredition 2019

Beim ersten Fellow Forum diesen Jahres stellte das fast 100köpfige Fellow-Netzwerk als Soundingboard des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes wieder eindringlich unter Beweis: was viele noch für Zukunftsmusik halten, wird durch die Firmen, Projekte und Formate der Kreativwirtschaft schon heute Realität. Das Kompetenzzentrum bietet ihren Akteur*innen auch 2019 mit verschiedenen Erlebnis- und Begegnungsformaten Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung. Sei es im Rahmen des Innovationcamps „Gestaltungsmaschine“, dem Fiction Forum oder in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Berlin – immer wird die Innovationskraft Kreativschaffender nicht behauptet, sondern tatsächlich erlebbar gemacht.

 

Space Oddity in Schöneberg

Den Auftakt des zweitägigen Fellow-Treffens bildete ein Rundgang im STATE Studio Berlinderen aktuelle Ausstellung „Field Experiments“ auf eine Reise durch Zeit und Raum einlädt.

So entwirft beispielsweise die finnische Designerin Emilia Tikka in ihrer Arbeit „AEON – Trajectories of Longevity and CRISPR“ ein fiktives Szenario einer Verjüngungstechnologie, die durch Anhalten der biologischen Uhr ein Leben ohne Altern möglich werden lässt. Sie wirft dabei fundamentale Fragen des Menschseins auf, die angesichts der Möglichkeiten neuer Biotechnologien, wie der des Gen-Editingtools CRISPR, eine neue Aktualität erfahren und einen interdisziplinären Dialograum zwischen Kreativschaffenden und Wissenschaftler*innen eröffnen.

 

Gerngross Glowinski Fotografen

Fellow Forum Winteredition 2019

Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen

Es erscheint dann auch weniger als Zufall denn als Fügung, dass das seit 2018 an der Schöneberger Hauptstraße beheimatete STATE Studio in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Wohnhaus David Bowies liegt, der mit seinen Songs „Space Oddity“ oder auch „Life on Mars“ zum wohl berühmtesten Zeitreisenden der Popgeschichte wurde.

Club der Zukunft

Auch bei der anschließenden Vorstellung der Fellow-Projekte war der Blick stets radikal noch vorn gerichtet: Immer geht es um die Gestaltung der Gegenwart im Dienste der Zukunft. Ein angeregter Austausch über mögliche Kooperationen und Synergieeffekte der verschiedenen Projekte folgte, bevor man sich geschlossen zur Start-up Night der Kreativen ins Bundeswirtschaftsministerium aufmachte. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden jährlich 32 Kreativunternehmer*innen ausgezeichnet, die sich in ihrer Arbeit fragen: „Was können wir noch besser machen?“, und so richtungsweisende Perspektiven über ihre Branche hinaus entwickeln.

Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen

Die Zukunft der E-Mobility

Am nächsten Morgen machten sich Fellows und Mitarbeiter*innen zu einem Besuch der vom Fellow Daniel Büning geleiteten “NOWLAB – The Bigrep Consultancy” nach Kreuzberg auf. Dort zu sehen: NERAdas erste vollständig im 3D-Drucker gefertigte E-Motorbike der Welt. Beginnt in den Hinterhöfen Kreuzbergs also womöglich (abermals) eine neue Ära? Daniel Büning und seinem Innovationsteam wäre es in jedem Fall zu wünschen.

Im Space-Shuttle auf Museumstour

Wieder im Bus wähnte sich mancher in einem Space-Shuttle, nahm doch eine als KI getarnte Mitarbeiterin die Teilnehmerin*innen mit auf eine Pilot-Fahrt in die Zukunft, indem sie auf dem Weg durch die Mitte Berlins mithilfe eines Online-Abstimmungstools futuristische Aspekte der urbanen Gegenwart hervorhob. So wurden die Teilnehmer*innen beim Anblick einer Tankstelle beispielsweise gefragt: „Schauen Sie nach rechts. Esso Synergy – das ist das neue Prinzip der Tankstelle. Während Erdöl eine immer knappere Ressource wird, satteln Tankstellen um. Welches Produkt der Kultur- und Kreativwirtschaft wird Ihrer Meinung nach in Zukunft immer gefragter?“ Offen blieb, welche der vorgestellten Innovationen bereits realer Teil des Stadtbildes sind und welche zukünftig noch zu etablieren sein werden.

Auf Zeitreise begab sich auch das Team des Kompetenzzentrum in der Konzeption des Fiction ForumsDie sich über das ganze Jahr 2019 erstreckende Veranstaltungsreihe versetzt die Besucher*innen ins Jahr 2030 und demonstriert dabei, wie gegenwärtig Innovationen der Kreativwirtschaft die Zukunft bereits heute erscheinen lassen. Die Fortsetzung des Science-Fiction-Prototyping-Workshop „DO THE FUTURE“ bildet dabei nur den Anfang einer Reihe von gleichermaßen zeitgemäßen wie zukunftsweisenden Begegnungs- und Erlebnisformaten im Rahmen des Fiction Forums.

Fellow_Forum_Winteredition__0913
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen

Fremde, wenn auch nicht zukünftige Welten wurden anschließend im Naturkundemuseum erkundet. Auf der Führung durch die geheimen, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Sammlungsbestände des Museums wurde deutlich, wie wichtig die genaue Kenntnis der Gegenwart und Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft ist. Viel Skurriles gab es außerdem zu bestaunen: Mäuse am Stiel, in Supermärkten gefangene Spinnen oder die schier unendliche Vielfalt an Flohkrebsen.

Erörtert wurde auch der Mehrwert naturkundlicher Sammlungen in wirtschaftlichen Kontexten. Schließlich hat die Natur mehrere Milliarden Jahre Erfahrung damit, nachhaltige Umgebungen, erneuerbare Strukturen und autarke Systeme zu etablieren. Und kann man letztlich nicht auch die Evolution als einen nie abgeschlossenen Prozess des Prototypings begreifen?

Zurück in die Gegenwart?

Nach zwei Tagen Fellow Forum wurde einmal mehr deutlich: Akteur*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft zeichnen sich insbesondere dadurch aus, sich Dinge vorstellen zu können, die noch nicht da sind. Sie sind in der Lage, Inspirationen unterschiedlichster Art aufzunehmen, für ein bestimmtes Thema zu adaptieren und so für andere Kontexte in überraschende Lösungsansätze zu übersetzen. So überraschend, das manchmal kaum zu glauben ist, dass einige Innovationen bereits Gegenwart sind.

Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen
Gerngross Glowinski Fotografen

Credits

Text: Laura Müller

Fotos: Gerngross Glowinski Fotografen

Anstehende Veranstaltungen

Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.

Credits

Text: Laura Müller

Fotos: Gerngross Glowinski Fotografen

Wie trägt Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Kreislaufwirtschaft bei?

Prinzipien aus der Natur abzuschauen hat schon viele Erfindungen hervorgebracht. Insbesondere Kreislaufsysteme der Natur sind Vorbilder für ein nachhaltigeres Leben. Die Umgestaltung unserer Wirtschaft zu einem kreislaufwirtschaftlichen System stellt jedoch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar, die nur branchenübergreifend und ganzheitlich gelöst werden kann. Im Unterschied zum deutschen Begriff „Kreislaufwirtschaft“, der sich auf den Umgang mit Abfall fokussiert, ist der englische Begriff „Circular Economy“ (also „zirkuläres Wirtschaften“) bereits viel weiter gefasst und betrachtet das gesamte Produktsystem. Hier geht es um durchdachte Kreisläufe von Anfang an, die bereits beim Design von Produkten beginnt.

Innovative Ideen und praktische Ansätze für zirkuläres Wirtschaften finden sich schon seit Jahren in der Kultur- und Kreativwirtschaft, zum Beispiel in der Architektur, im Produkt- und Materialdesign, der Film- und Veranstaltungsindustrie sowie dem Modemarkt. Viele Beispiele werden Sie in diesem Magazinschwerpunkt kennenlernen können

In unserer Kurzreportage zur Kreislaufwirtschaft haben wir diesmal mit Architekt*innen Sandra Düsterhus (Point.Architektur) und Martin Haas (haascookzemmrich) über die Ansätze bei ihren Projekten in der Außen- und Innenarchitektur gesprochen und was der Fokus auf Kreislaufwirtschaft auch für die Gestaltung bedeutet.